Samstag, 30. Dezember 2006

weihnachten im bienenstock

bedeutete:
durchfall beim (dennoch fröhlichem) bienenkind bis heiligabend
durchfall bei der (weniger fröhlichen) bienenmama ab heiligabend
diät und nochmal diät
schwiegermutterbesuch
alkohol und nochmal alkohol

aber auch (beim kindlein):
große stauneaugen und rote bäckchen bei der bescherung;
andächtiges verharren vor dem weihnachtsbaum (mit gefalteten händchen, beweisfoto in kürze);
auf bildern erkennen, wer jesuskind, maria, josef, die drei hirten, engel, sterne, etc., sind;
ein kipper, der am heiligabend mit ins bettchen musste;
mit freudenschreien tiere ein- und wieder auspacken, stundenlang;
sich zu "lasst uns froh und munter sein" im kreis drehen ("tanzen");
den papa von der couch vertreiben, raufklettern und sich dann selbst in die kissen lümmeln;
traurig sein, wenn alle türchen im adventskalender geöffnet sind;
usw.

gestern hat das bienenkindlein zum ersten mal ganz bewusst schnee gesehen. dicke dichte schneeflocken und unsere straße, in der alle häuser und autos wie mit puderzucker bestäubt aussahen. der kleine konnte sich gar nicht sattsehen. immer und immer wieder mussten wir das 15kg-kind hochheben und gemeinsam aus dem fenster schauen.

ansonsten hat das kindlein seit vorgestern erhöhte temperatur; nichts alarmierendes, aber so richtig gesund ist er nicht. was nun dazu führt, dass wir die geplante pneumokokken-impfung nicht machen können.

Sonntag, 17. Dezember 2006

metaphysik am abend - erquickend und labend

filmtipp des monats: genesis.
der für mich faszinierendste gedankengang in diesem film:
unser menschlicher körper besteht aus zellen, die sterben und wieder erneuert werden. im laufe eines menschenlebens wird auf diese weise unser körper mehrere male "rundumerneuert", wenn man so will. und trotzdem ist man immer noch man selbst. wir sind also nicht nur materie. und wir sind auch nicht nur die form, durch die materie fließt. wir sind mehr als das.
wir wissen es und auch wieder nicht.

Samstag, 16. Dezember 2006

lasst uns fro-oh u-und munter sein

ein foto-stöckchen von mama schwaner ...
hier also unser weihnachtsschmuck in einer auswahl, ganz unromantisch im blitzlichtgewitter...





idylle

wider besseren wissens bis 2 uhr nachts aufgeblieben, nachdem ich noch bis 23 uhr plätzchen gebacken hatte.
das liebe kindlein hat sich jedoch bis 9.30 h morgens selbst beschäftigt ("mama und papa brauchen ihren schlaf! so!") und kuschelte sich anschließend sogar noch einmal lange ins elternbett. dann fing das kindlein an, so vor sich hin zu stinken. beim wickeln war das malheur dann unübersehbar: der kleine herr hatte durch body und schlafanzug bis in den schlafsack durchgekackt (wenn jemand ein anderes wort dafür hat, bitte melden).
so wurde im bienenstock das wochenende eingeläutet.
als dankeschön fürs eltern-schlafen-lassen bekam das bienenkindlein ein mammut-frühstück mit pflaumenmus-toast, teewurst-toast und zwei bechern kakao. was nun dazu führte, dass das mittagessen zwangsläufig ausfiel, weil das kindlein nur müde, aber nicht hungrig war. jetzt schlummert es seelig, ich sitze am schreibtisch und arbeite, der bienenpapa kauft ein, und nachher werden wir noch die weihnachtskarten basteln.
sage nochmal einer, es gäbe keine familienidylle.

Donnerstag, 14. Dezember 2006

amnesie

da die bieneneltern die vereinbarung "keine weihnachtsgeschenke" getroffen haben (weise, weise), fällt die bescherung des kindleins umso größer aus. heute wurden acht neue "schleich"-tiere ins haus geliefert. im schlafzimmer wartet bereits ein großer laster samt anhänger, natürlich mit kippmechanismus (kipplaster sind einfach der hit im moment).
der bienenpapa sinnierte: "da kann er dann die tiere aufladen..." - "und zum schlachthof fahren..." - "da wird dann seine heiß geliebte teewurst hergestellt..."

werde jetzt ins bett gehen und versuchen, den störenden husten zu ignorieren. schlimm nur, dass da auch keine ohropax helfen.
es ist schon erstaunlich, bemerkte ich erst kürzlich, wie man drei monate lang, von kurzen phasen der gesundheit einmal abgesehen, krank bzw. angeschlagen sein kann, nur weil man ein anderthalbjähriges kind hat, das gerade seine immunabwehr aufbaut. dabei hatte man früher mal (der bienenkönigin entfährt ein kleiner seufzer) so eine stabile gesundheit, aber so was von stabil. hmpf.
es kann nur besser werden.

ich ertappe mich jetzt des öfteren dabei, von "früher" zu schwärmen. dabei meint "früher" meist die zeit mit meinem ein paar monate alten säugling. man vergisst zunehmend, wie anstrengend dies alles doch gewesen ist. man sieht sein kindlein durch die wohnung flitzen, schränke aufreißen, schubladen rauszerren, das telefon vom tisch runterholen, den ball gegen die blumenvase werfen, und denkt: man, war das schön, als er sich noch nicht mal drehen konnte und in seiner wiege lag. und man seufzt und schwelgt in schönen erinnerungen.
dann fällt mir aber doch wieder ein, wie sehr ich mir damals gewünscht habe, er würde sich endlich drehen, würde endlich sich auf seinen zwei beinchen (und ärmchen) fortbewegen, nur damit ich dieses schwere paket nicht mehr andauernd rumschleppen muss.

apropos, hier mal die kürzlich festgestellten aktuellen daten:
ca. 88 cm; 14,9 kg (geburt: 56 cm; 4,3 kg)
wo soll das noch bitte schön hinführen?????

Dienstag, 12. Dezember 2006

tschüss fremdelphase

infektreste: hartnäckiger husten bei der bienenmama und beim kind.

gestern mal wieder ein tag bei den kollegen - die omi hat gehütet. der beste babysitter der welt.
die omi wurde im übrigen am samstag mit breitestem grinsen begrüßt. wenn man bedenkt, dass frühere omi-besuche meist mit tränen und gebrüll begannen und endeten (fremdel, fremdel), ist dies wirklich zeichen genug, dass wieder einmal eine wichtige entwicklungsstufe erklommen wurde.
wir sind ganz stolz auf unser pflegeleichtes, fröhliches, freundliches kind, dass sich ausgiebig von omi betütteln, bespielen, umsorgen ließ.
und ich wusste mein kindlein gut aufgehoben, während ich 60 kilometer entfernt versuchte, in einem taubenschlag zu arbeiten. möglicherweise sollte man den verlag zwei wochen vor weihnachten prinzipiell meiden - ich hätte es ja wissen können, sollen, müssen.

jetzt liegt hier auf dem schreibtisch wieder viel arbeit.
viel viel arbeit.
aber ich muss morgen erst einmal fotos zum entwickeln verschicken. und geschenkpapier kaufen. und kerzen besorgen. damit ich in vier tagen ein erstes lichtlein anzünden kann.
für mein omale.

Freitag, 8. Dezember 2006

lausig

dem bienenpapa ist kein ast auf den kopf gefallen. heldenhaft hat er sich durch die orkanböen hindurch nach hause gestrampelt.

aber es gibt ja auch dinge, die fallen einem auf den fuß. und liegen auf dem herzen. und manchmal krabbelt auch noch so ein schreckliches insekt über die leber.
aber das ist jetzt was anderes.

der wind, der wind...

pünktlich zum beginn des wochenendes fegt draußen ein sturm, der sich gewaschen hat.
selbst mir, der vor acht jahren ins norddeutsche exil verpflanzten, ist er nicht geheuer, vor allem deshalb, weil ich den ehegatten noch draußen auf dem fahrrad weiß. natürlich ohne helm. sowas trägt ein richtiger mann ja nicht.
zittern, bis er da ist.
noch fünf minuten.

es weihnachtet sehr

der nikolaus war natürlich auch in der krippe.
er hatte riesige fußspuren hinterlassen, unübersehbar, und kleine tannenzweige ausgelegt.
aber das schönste war der glitzer auf den kleinen krippenkinderschuhchen und -strümpfchen, in denen natürlich auch ein mini-schoko-nikolaus und ein kleiner tannenzweig steckten.
das bienenkindlein mochte aber den mini-nikolaus gar nicht anfassen - es war ihm irgendwie unheimlich. später, so wurde mir berichtet, hat er aber den ganzen nikolaus genüsslich zum zweiten frühstück verputzt, wie alle anderen kinder auch - anschließend wurden natürlich die zähnchen geputzt.

ich habe das deutliche gefühl, dass das kindlein bereits sehr vieles von dem versteht, was in dieser besonderen zeit um ihm herum vorgeht, und alles mit neugierde aufnimmt. da sind die weihnachtssterne in den fenstern (nicht nur in unseren), die lichterketten, die weihnachtsmänner und engel, die strohsterne und die kerzen. auf alles wird gezeigt, man muss ihm die dinge benennen, aber er lauscht eben auch schon beinahe andächtig, wenn man ihm ein bild von einer krippe zeigt und dazu (in sehr groben zügen) die weihnachtsgeschichte erzählt bzw. ihm "ihr kinderlein kommet" vorsingt.
heute nachmittag sagte der bienenpapa: "wir müssen noch das türchen aufmachen!", und unser kindlein wusste sofort, was gemeint war, rannte mit einem unbeschreiblichen freudenschrei durch die wohnung, bis es vor dem adventskalender (mit bildchen) stand und schaute dann den papa fragend an (denn nur er weiß ja, welches türchen aufgemacht werden kann). einfach unglaublich.

Mittwoch, 6. Dezember 2006

so einfach

kleine sonne
springt aus dem zündholz
holt die welt aus dem dunkel


imma von bodmershof, "haiku"

Montag, 4. Dezember 2006

schon wieder

irgendwann zwischen dem laternenumzug am freitag (der in ein elterliches glühwein-trinken an der eislaufbahn mündete), dem großeinkauf zu fuß samt kind am samstag und dem langen spaziergang über felder, wiesen und pferdekoppeln am sonntag hat sich anscheinend der nächste böse infekt bei der bienenmama eingeschlichen. auch der bienenpapa ist malade.
möglicherweise ist es aber auch immer noch derselbe infekt, der sich eine gute woche lang getarnt und gewartet hat, bis die zeit günstig war, wieder zuzuschlagen.
aber ich will nicht klagen, denn es geht mir den umständen entsprechend sehr gut (diesmal keine halsschmerzen und kein fieber); und das bienenkindlein hat sich (noch) nicht angesteckt. *die bienenmama klopft mal eben dreimal auf holz, damit das auch so bleibt, und gönnt sich gleich eine tasse tee*

Donnerstag, 30. November 2006

ich kann das alleine...

unter großem jauchzen und "hallo" des kindleins heute den adventsschmuck in der wohnung angebracht. das kindlein rannte aufgeregt hin und her, kommentierte alles mit einem "haszch-haszch" oder "da-da" und zeigte mit seinem kleinen knubbelzeigefinger auf alles, was neu war.

und am sonntag werden plätzchen gebacken. das kind darf ausstechen. mal sehen, was draus wird - vielleicht ist es ja sogar würdig, fotografiert zu werden.

das bienenkindlein will ja jetzt sowieso überhaupt alles alleine machen (s. beweisfotos). ich lasse es geschehen, lobe beharrlich und versuche nicht zusammenzuzucken, wenn breichen oder (noch besser) nudeln mit tomatensauce auf tisch, hochstuhl, gesicht, händen, pullover, hose, etc. verschmiert werden.
in punkto mütterliche gelassenheit finde ich mich gerade ganz extraordinär vorbildlich und super.

morgen ist laternenumzug mit den krippenkindern. das wird sicher sehr drollig.


Mittwoch, 29. November 2006

spendabel

das bienenkind hat heute - natürlich unter mordsmäßigem gebrüll - seine zweite mumps-masern-röteln-impfung (unter mamapapafachleuten: mmr) erhalten, gleich zusammen mit der windpocken-impfung.
über den ersten stich hat er sich so aufgeregt, dass er den zweiten gar nicht bemerkt hat.
bis jetzt zeigt er keine impfreaktion; hoffen wir, dass es so bleibt.
jetzt stehen noch an: zweimal pneumokokken-impfung und einmal meningokokken-impfung. letzterer erreger ist zwar sehr selten, aber dafür umso gefährlicher: bei meningokokken-infektion geht es dem betroffenen kind innerhalb von stunden sehr schlecht, in der hälfte aller fälle führt die infektion sogar zum tod. also werden wir das kindlein auch dagegen impfen lassen.
dann wäre der impfmarathon auch (erst einmal) zu ende.

heute hat sich im übrigen mal wieder meine these bestätigt, dass die ärmsten menschen am spendabelsten, generösesten (gibts das, s.?) sind.

und ich habe (ebenfalls mal wieder) die erkenntnis gewonnen, dass mit den geschenken gottes (dem wirklich spendabelsten aller spender, wenn man so will) sorgsam und dankbar und in demut umzugehen ist. und es IST ein geschenk, KEINE alleinerziehende mutter von drei kindern zu sein, von denen eines schwer behindert ist. eine solche mama habe ich heute gesprochen, und ich weiß ehrlich nicht, wie sie es schafft. ich glaube, sie weiß es auch nicht.

Montag, 27. November 2006

ende der fahnenstange

ergänzend zum vorletzten beitrag (angestachelt durch das heutige telefonat, liebe s.) muss ich noch eine bemerkung anfügen, die letztens eine freundin (mit gleichaltrigem sohn) machte: "meistens sind sie (die lieben kleinen strolche) kooperativ, aber es gibt auch tage, da sind sie ziemlich unkooperativ."
unkooperativ kann heißen, dass es absolut lästig sein kann, schuhe anzuziehen, wenn man raus in den garten will. es könnte ja auch mit strümpfen gehen. schlimm, wenn man so spießige eltern hat.
es ist manchmal auch dem bienenkind kaum zuzumuten, länger als zwei minuten auf seinen morgen-kakao zu warten. und wehe, wenn das bestreichen des brotes mit teewurst noch länger dauert. dann ist ende der fahnenstange.
ebenso verhält es sich, wenn man leicht (!) unwillig ist, das buch von der raupe nimmersatt zum achthundertdreiundzwanzigsten mal vorzulesen und den kleinen bienenkind-finger durch die löcher zu stecken. da wird geweint, gequengelt, gemeckert und ein seltsamer lauter knatterton von sich gegeben. da wird man so lange durch anhaltendes betteln weichgeklopft, bis man seufzend zurück in die kissen der mittlerweile eigens für das kindlein eingerichteten kuschel-bilderbücher-ecke sinkt.
das nur mal am rande.
aber irgendwie ist es ja auch drollig. und schön. und witzig. und manchmal auch zum schreien komisch.
jetzt aber ab ins bett.
und wie das bienenkindlein von raupe nimmersatt träumen.

Sonntag, 26. November 2006

besinnliches zum ausklang des totensonntags

sie gingen heim am straßenrand,
dann hielt er nur noch ihre hand.

aus: six feet under

wunder

zu später stunde ein großes "hallo, ich bin wieder unter den lebenden".
es geht wieder bergauf, und für kurze zeit kann sogar die gewissheit verblassen, dass hinter dem berg wieder ein tal kommt. aber es muss ja nicht das tiefe, tiefe tal sein, wo die zwei hasen sitzen, die das gras bis auf den rasen abfressen und die der jäger erschießt und die dann schließlich doch am leben sind.
ich schweife ab.

im übrigen soll einmal gesagt sein, dass es einfach nicht stimmt, dass das erste lebensjahr das aufregendste sei.
natürlich ist da dieser gewaltige unterschied zwischen dem neugeborenen hilflosen wesen, dass wie ein stück brot im arm liegt, und dem motorisch agilen einjährigen kind. aber das ist ja nur äußerlich.
was wir im augenblich erleben, ist ungleich aufregender, tiefgreifender, berührender, atemberaubender: wie das bienenkind jeden tag wörter mit begriffen verbindet, sich dinge einprägt, strukturen und abläufe verinnerlicht, ein wissen erwirbt, abstrahieren kann (z.b. auf die katze auf der straße zeigt und dann auf die katze im bilderbuch, die ganz anders aussieht - und dabei einen jauchzer von sich gibt).
es ist einfach nur rührend zu sehen, wie unser sohn selbst abends die waschschüssel zum tisch trägt; wie er ins taschentuch schnaubt, wenn man ihn darum bittet; wie er mit freudengebrüll selbst das lätzchen holt und den hochstuhl an den tisch schiebt, wenn man sagt, dass es essen gibt; wie er die stiefelchen holt, wenn man mit ihm hinausgehen möchte; wie er sich auf die große kuscheldecke neben uns legt; mit welcher hingabe und andacht er bilderbücher ansehen kann, derzeit immer und immer wieder; wie er geschichten lauscht, als würde er bereits alle kennen und verstehen; wie er zu musik und auch ohne musik tanzen kann; wie er am nachmittag minutenlang zum fenster hinausschauen kann in die dunkelheit und ganz versunken und verträumt wirkt; wie er betteln kann, damit man mit ihm zusammen ein bestimmtes buch zum fünfzigsten mal ansieht; wie er auf alles zeigt und "dasz da" oder "dette" oder "ditte" sagt und erwartet, dass man sagt: "das ist ...".

sicher habe ich die hälfte vergessen.
aber ist das nicht alles ein wunder? und woher kommt das? war dieses kind wirklich mal in meinem bauch? wo ist das baby geblieben?

Freitag, 17. November 2006

fragen sie ihren arzt oder apotheker

spätestens, wenn auf der ablage über dem waschbecken eine packung aktren neben diclofenac und japanischem heilpflanzenöl steht - hübsch anzusehen und allzeit griffbereit -, sollte man sich vermutlich fragen, ob man den täglichen aufgaben des lebens gewachsen ist.
wenn sich, wie im falle der bienenkönigin, noch beachtliche kopf- und rückenschmerzen hinzu gesellen, ist die versuchung groß, morgens überhaupt nicht mehr aufzustehen.
wie sagte neulich ein freund: wenn man kinder hat, und man morgens aufwacht, und es tut einem nichts mehr weh - dann ist man tot.
aber durch den schmerz hindurch ist da ja ein tunnel, und vielleicht auch ein licht.

in zwei wochen ist erster advent, liebe leute.

Freitag, 10. November 2006

spiel mir das lied vom tod

heute, beim harken des laubes im vorgarten (derzeitige top-beschäftigung, hab ja auch sonst nix zu tun), ist mir ein toter vogel vor die füße gepurzelt. nach einer kurzen ekel-sekunde beugte ich mich hinunter zu dem armen geschöpf und hielt ein wenig andacht. die sonne schien mir in den nacken, als ich schließlich ein kleines grab aushob, den vogel von meiner schaufel hineinplumpsen ließ, erde draufschüttete und dann, nach kurzem stillen gebet, den vogel in frieden ruhen ließ.
aber das sollte es nicht gewesen sein.
lieber gott, musste das sein...?
als ich - nach beendigung meiner gärtnerischen aktivitäten - wieder zur terrasse zurückging, lag da wieder ein toter vogel.
dachte ich jedenfalls.
das schlimme war, dass der tote vogel gar nicht tot war.
plötzlich zappelte er ein bisschen, fiepte dabei ganz fürchterlich, mit seltsam verdrehten kopf und die beinchen gen himmel verkrümmt, um danach wieder in starre zu verfallen.
was tun? ich stand da, unschlüssig, den tränen nahe, hatte mitleid und war doch unfähig zu handeln. erschlagen? ertränken? lebendig begraben? kann ich alles nicht, dachte ich, und doch muss ich jetzt diesen vogel vom leben zum tode befördern, wenn ich ihn nicht noch endlos leiden lassen will. schrecklich.
nach einigen minuten (gefühlten stunden), holte ich meinen spaten und näherte mich dem armen geschöpf. just in diesem augenblick wollte er sich wieder auf seine beinchen stellen, die sofort wegknickten, der kopf war immer noch seltsam verdreht, das fiepen unerträglich, und er fiel wieder auf den rücken.
ich atmete tief durch, lud das vögelchen (es war eine meise) auf meinen spaten, ging mit ihm in die hinterste ecke des gartens und grub auch dort ein grab, legte es ab, bedeckte es mit laub, und... schlug es tot.
jetzt fühle ich mich wie eine mörderin, die lebenslänglich wegen besonderer schwere der schuld kriegen sollte. und das, obwohl ich weiß, dass es richtig war. aber hier schlägt mal wieder wie so oft die emotionalität der rationalität ein schnippchen.
und schließlich, dachte ich, möchte man ja selbst auch, dass, wenn es mit einem einmal weniger schön zu ende geht, jemand den mut hat, den spaten zu nehmen und zuzuschlagen. im übertragenen sinne natürlich.
naja, wozu hat man kinder.
*sagt die bienenkönigin und gönnt sich zum schluss ein bisschen sarkasmus*
gute nacht!

Donnerstag, 9. November 2006

soeben gesehen...

... in einem fernsehbericht über tagesväter (ja, männer, die tagesmutter-jobs machen, sowas gibt es...): ein kind mit einem hübschen blauen t-shirt, das die aufschrift trägt: ich bin ein fulltime job.
ich kenne mindestens ein dutzend leute, die sowas sicher auch gerne ihren lieben kindlein überstülpen möchten. obs mengenrabatt gibt? einfach im kommentar anmelden!
blau steht dem bienenkindlein sicher fantastisch.

gesegnete tage

ereignisreiche tage liegen hinter der bienenfamilie:
tage mit zahnfieber (wir begrüßen die hinteren backenzähne mit einem freundlichen "hallo"), das zyklisch alle zwei tage wiederkehrte und uns schlaflose nächte bescherte (man ist es einfach nicht mehr gewöhnt, wirklich nicht); tage mit schrammen an stirn, nase und kinn (weil das bienenkind jetzt rennt, obwohl es noch nicht richtig rennen kann, und hinfällt, obwohl es das fallen noch nicht beherrscht); und tage, die gefüllt sind mit all dem anderen kram, mit dem sich jeder so mehr oder weniger rumschlägt: briefe an unfreundliche zeitgenossen schreiben, bestimmte kindersachen suchen und sie nicht finden, am pfandautomaten im supermarkt verzweifeln, sich über kollegen ärgern, schrammen im parkett entdecken, säcke mit rindenmulch in den garten schleppen, berge von wäsche waschen, aufhängen, abhängen, zusammenlegen (ein meditativer kreislauf, der nie nicht niemals unterbrochen werden darf). schön sind auch: leere obstgläser, die auf dem küchenboden in tausend einzelne glassplitterchen zerbersten (jetzt, zwei tage danach findet man immer noch dieses oder jenes kleine stück, vorzugsweise im brotkasten - ja, die können auch hochspringen, die fiesen teilchen - oder in den hausschuhen); angetrocknete grießbreireste auf hochstuhl und fußboden (dieses zeugs wird den dritten weltkrieg überstehen); und: *schnief* prinzipiell die immer wiederkehrenden (zyklisch, s.o.) gefühle des versagens und des "nicht-mehr-in-den-griff-bekommens", ach, ich habe immer noch nicht das deckblatt für die krippen-mappe gemacht, und die fotos sind immer noch nicht eingeklebt, und das bad ist zwei wochen lang nicht geputzt worden, und im wohnzimmer liegt überall staub auf den bücherregalen, wo ist eigentlich der zweite bienenkind-schuh?, wieso liegt denn die schwarze bienenpapa-socke auf der zimmerpflanze?, achso, die gehört dahin, liebes kindchen? na, dann...


gut, es gibt ja auch noch anderes.
zum beispiel am letzten sonntag:
einen wunderschönen kindergottesdienst für die kleinen und kleinsten, organisiert und mitgestaltet von der kita.
während des gottesdienstes wurde unser kleiner murkel gesegnet.
und als der pfarrer seine hände über seinen kopf hielt und die folgenden worte sagte, da wurde mir ganz weich und bang und warm und weh von diesem großen ganzen, und ich hielt den kleinen schatz ganz fest, während die tränchen kullerten, meine natürlich. das murkelchen beschränkte sich darauf, den pfarrer mit weit aufgerissenen augen anzuschauen...

Der Herr beschütze dich und behüte dich,
der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir
und sei dir gnädig,
der Herr erhebe sein Antlitz auf dich und
schenke dir seine Liebe und seinen Frieden.
Amen

Gott, der Herr, sei vor dir,
um dir den richtigen Weg zu zeigen.
Er sei neben dir,
um dich in die Arme zu schließen und dich zu schützen.
Der Herr sei hinter dir,
um dir den Rücken zu stärken für den aufrechten Gang.
Er sei unter dir,
um dich aufzufangen, wenn du fällst.
Der Herr sei in dir,
um dich zu trösten, wenn du traurig bist.
Er sei über dir,
um dich jeden Augenblick mit seiner Nähe zu erfreuen.
So segne dich der gütige Gott.
Amen

Samstag, 4. November 2006

noch ein stöckchen ...

... das ich verschlafen habe.
also *räusper*:

5 dinge, die ich nicht habe, aber gerne hätte:
- gesundheit für meine freundin
- ein klavier
- ein auto
- einen bedeutend besser bezahlten job
- urlaub auf p. (jetzt-sofort!)

5 dinge, die ich habe, aber lieber nicht hätte:
- 10 kg zu viel auf den rippen
- ungeduld und von zeit zu zeit etwas zickenhaftes
- eine schwäche für hollywood-kitsch-filme
- löcher in den strümpfen
- einen berg fotos, die noch ins babyalbum eingeklebt werden müssen

5 dinge, die ich nicht habe und auch nicht haben möchte:
- krankheit und anderweitige versehrtheit
- ein kinderloses single-dasein (na gut, der zug ist eh abgefahren)
- einen job mit vielen dienstreisen
- falsche freunde
- ein maß- und zügelloses leben

5 dinge, die ich habe und nicht mehr missen möchte:
- mein bienenkindlein
- meinen mann (wenn man beide unter "dinge" verbuchen darf/kann)
- gesundheit
- unsere große wohnung samt garten und terrasse
- eine geschirrspülmaschine

5 menschen, die dies noch nicht beantwortet haben, von denen ich mir das aber wünsche:
wer will, wer will, wer hat noch nicht?

eigentlich ein gutes stöckchen. vielleicht gerade weil man nachdenken muss und es nicht so rotzig runtertippen kann.

Freitag, 3. November 2006

klitzekleine herbstdepression

es herbstet sehr.
das bienenkindlein ist immer noch ein husten-und-triefnasen-kindlein. die kleenextücher-hersteller dürfen sich die hände reiben - sie werden reich durch uns.
sandkästen werden durch orkanböen malträtiert, blumen erfrieren, ganz zu schweigen von den rosenknospen. man verbringt stunden damit, die wintersachen aus- und die sommersachen wegzuräumen. klingt einfach, ist aber ein höchst komplizierter vorgang (sagt übrigens auch lisa schwarz in "dating lisa").
das bienenkindlein besitzt nun gummistiefel und matschhose.
und dann die unmengen an laub, die man jeden tag wegharken muss.
irgendwie habe ich das gar nicht alles so schnell gewollt. man fühlt sich vom herbst ein bisschen überrannt. oder hat der winter den herbst überrannt?
die papierstapel auf dem schreibtisch wachsen in gigantische höhen. frage am rande: wäre es - rein theoretisch - möglich, dass irgendwann die papierschichten, die zuunterst liegen, einfach vergammeln, verwesen, sich in staub zerkrümeln? wie lange sollte ich noch warten?
der ehegatte und bienenpapa ist gerade mit dem taxi zum arzt gefahren, um dort klären zu lassen, warum ihm sein rechtes knie weh tut. bloß krankschreiben darf der doc ihn nicht, dann wirds brenzlig.
die bienenmama ist aber gesund und hält die stellung.
und bleibt tapfer.
ja.
so.

(das dach war natürlich UNTEN und BEFESTIGT!!)

Mittwoch, 1. November 2006

elternstöckchen

nun ich also auch noch - ein elternstöckchen, gefangen von mama schwaner.

wolltest du schon immer ein kind?
ja. eigentlich immer noch mehrere.

was meinte damals der papa des kindes dazu?
der wollte noch viel früher als ich kinder haben und hat dementsprechend erst einmal vor rührung geheult.

wann hast du dich dann doch für ein kind entschieden?
siehe oben. ich hatte mich immer schon für kinder entschieden. und 2005 wollte dann das bienenkindlein eben auf die welt.

gibt es jemanden, der behauptet, er wäre "schuld" daran, dass du ein kind bekommen hast?
ja, der kindsvater.

wie alt warst du bei der geburt deines ersten kindes?
29

gibt es etwas, was du einer angehenden mutter als ratschlag mitgeben würdest?
ganz viele ratschläge, aber es ist und bleibt ja ein learning by doing.
hauptsächlich: auf das kind hören, auf sich selbst hören. dem muttergefühl 100prozentig vertrauen. eigene mutter und schwiegermutter notfalls aus der wohnung werfen, wenn man sich von deren hilfe und ratschlägen bedrängt und genötigt fühlt. aber auch: um hilfe bitten, wenn man das gefühl hat, den boden unter den füßen zu verlieren.

was findest du toll an anderen müttern?
mütter, die balance, zuversicht, ein in-sich-ruhen ausstrahlen.
mütter, die nicht permanent über ihre kinder reden.
mütter, die wie ich mit kinderwagen durch schuhgeschäfte stromern.

welche blöde frage hat man dir als mutter gestellt?
viele, viele.
als werdende mutter: "was wird es denn?" "wie soll es denn heißen?"
als junge mutter: "ist es ein junge oder ein mädchen?" "kann er denn schon laufen?" "ist es normal, dass er so stark fremdelt?" "wann ist denn das zweite kind geplant?"

an wen gibst du das stöckchen weiter?
gibt es jemanden, der es noch nicht hat?
wenn ja, dann bitte nehmen.

Montag, 30. Oktober 2006

schäume

man wird ja noch träumen dürfen...
zum beispiel davon:

für sonne, das geburtstagskind

Der andere Weg

"[...] Zwei Wege boten sich mir dar,
Ich nahm den Weg, der weniger begangen war -
Und das veränderte mein Leben."


nur mut, sonne, nur mut.
*spricht die bienenkönigin mit nachdruck*

Sonntag, 29. Oktober 2006

grausame eltern

es soll erwähnt werden, dass der erste versuch, das bienenkindlein aufs töpfchen zu setzen, heute morgen grandios gescheitert ist.
tränen, tränen, tränen.
in die windel kacken ist ja auch viel schöner. dann schmiegt sich das mühsam selbstproduzierte, kostbare "a-a" warm und weich an den hintern. herrlich.
grausame eltern, die dieses gefühl dem kindlein vorenthalten und ihm das "a-a" wegnehmen wollen.

Samstag, 28. Oktober 2006

groß werden heißt...

... sich nach dem baden den schlafanzug selbst aussuchen und aus der schublade holen.





















p.s.: die zeichnung rechts an der kommode ist natürlich NICHT vom bienenkindlein, sondern von seiner (fünfjährigen) freundin. ich bin schon glücklich, wenn er mit buntstiften so hantiert, dass keine verletzungen entstehen.

überfluten

die vor stolz geschwellte und mit glückseligkeit überflutete bienenmutterbrust darf verkünden:
1. das kindlein isst selbst mit dem löffel, mittlerweile wirklich ganz allein - heute abend erst wieder einen ganzen tiefen teller mit grießbrei (darf ich vorstellen: mein kind, spitzname: fressack: man nehme einen halben liter milch und viiiel grieß...)
2. das kindlein kann sich bücken und wieder aufrichten, ohne abstützen.
3. das kindlein kann, was noch viel besser ist, in die knie gehen, ohne mit dem popo den boden zu berühren, etwas aufheben und sich wieder aufrichten.
4. das kindlein hat eine neue motorische phase eröffnet: es läuft nicht mehr, es rennt (und fällt wieder öfter hin).
5. das kindlein kann treppen hinauf- und hinabsteigen, mit festhalten am geländer und/oder der hand von mama/papa.
6. das kindlein kann - mit ein bisschen hilfe - eine rolle vorwärts machen. ab und zu kann es nur in letzter sekunde davon abgehalten werden, dieses kunststück auf dem parkett vorzuführen.
7. das kindlein klettert auf sessel und couch, hat aber das unfallfreie herunterkommen von den verschiedenen möbeln noch nicht perfektioniert. wir arbeiten daran.

ich bin sicher, die hälfte vergessen zu haben.
diese kleinen babyspeck-ich-liege-da-wie-ein-stück-brot-knubbelwesen werden so verdammt schnell groß...

Donnerstag, 26. Oktober 2006

les choses de la vie

es passieren so dinge im leben...
vor vielen monaten habe ich die verfilmung des romans "der menschliche makel" gesehen, und seitdem treibt mich der gedanke, der wunsch, der wille um, das buch von roth zu lesen. erst neulich bin ich wieder in der buchhandlung drumherum geschlichen, habe überlegt und es dann nicht gekauft, sondern beschlossen, das buch auf meine amazon-wunschliste zu setzen.
und nun, gestern, traf ich einen freund wieder, wir haben uns lange nicht gesehen, eigentlich knapp zwei jahre nicht, und dieser freund legt mir gestern, ohne dass ich ihm je davon erzählt hätte und ohne dass er weiß, dass ich den film gesehen habe, das buch auf den tisch im restaurant, wo wir zusammen mittag aßen, und sagt: schenke ich dir.

ganz abgesehen von dieser episode habe ich gestern einen aufregenden und -reibenden tag in meiner alten "wirkungsstätte" verbracht, wo mich die kollegen sozusagen auf händen trugen, ich schokolade und baumkuchen auf meinem schreibtisch vorfand und mir überhaupt sehr viel aufmerksamkeit und fürsorge zuteil wurde: "möchtest du noch einen kaffee?"
wohl dem, der sich rar macht, kann ich da nur sagen.
es war sehr schön, die kollegen wiederzusehen, und es war auch aus rein beruflicher sicht ein überaus erfolgreicher tag.
aber es war hart, wirklich hart, das bienenkindlein um halb 6 aus tiefstem schlummer zu reißen, es in bitterkalter nacht im funzellicht der straßenlaternen in die krippe zu schieben, selbst um halb 8 in den zug zu steigen, um in den verlag zu fahren.
und es war - mit einem gewissen abstand betrachtet - doch sehr enervierend; man hetzte ein wenig durch die büros, besprach projekte - immer gestört von telefon oder anderen hereinstürzenden kollegen -, hatte nicht wirklich zeit für längere gespräche; und die büroflure muteten an wie taubenschläge.
aber ich bin ja auch verwöhnt.

fazit: ich bin froh, dass ich das nur einmal im monat machen muss.

wachküssen

Die Dornröschen, die glaubten, in einem Land zu leben, das die Geschlechterkämpfe lange hinter sich gelassen hatte, erwachen. Anders als ihre Märchenschwester werden sie jedoch nicht vom edlen Prinzen wach geküsst. Sondern vom Kollegen, der ihnen bei der Betriebsfeier vor versammelter Mannschaft ins Gesicht lallt: "Ich will dich demütigen!" - und vom Chef, der diesen Laller, obwohl er sich am Ende seiner Probezeit befand, eine Woche später anstandslos fest anstellt. Sie werden wach geküsst vom Feuilletonisten, der ihnen nicht mehr die freie Entscheidung für oder gegen Nachwuchs überlassen will, sondern nur noch die Wahl, ob sie ihr Mutterkreuz bei zwei, drei oder mehr Kindern machen. Good bye, Matrix. Willkommen in der Wirklichkeit.
Nun besteht jedoch die Gefahr, dass das feministische Gejammer: "Die Männer geben uns keine Chance", sein Echo findet im postfeministischen Katzenjammer. "Haben wir Frauen die Emanzipation verspielt?" - fragt die Journalistin Heike Faller, Jahrgang 1971, im April 2006 in einem so betitelten Essay. Nein. Noch ist nichts verspielt. Die nach 1960 geborenen Frauen sind jung und qualifiziert genug, Emanzipation auf einem neuen Niveau durchzusetzen. Allerdings wird ihnen dies nur gelingen, wenn sie ein paar lieb gewordene Illusionen aufgeben und ein paar grundlegende Einsichten akzeptieren: Für eine Frau, die den Anspruch hat, aus ihrem Leben "etwas zu machen", gibt es keine Alternative dazu, die Verantwortung für ihr Leben konsequent selbst zu übernehmen.
Das Hoffen auf den netten Ehemann, in dessen Windschatten sich alles fügt, ist so trügerisch wie feige. Schon Aristoteles wusste: "Wer Sicherheit der Freiheit vorzieht, ist zu Recht ein Sklave." Nichts ist befriedigender, als eine große Herausforderung gemeistert zu haben - und an einer echten Herausforderung zu scheitern, garantiert immer noch mehr Würde, als das putzige Heimchen zu sein, das sein Haus wieder so schön mit Blumen geschmückt hat. Frauen müssen endlich damit aufhören, anderen Frauen einzureden, sie hätten zu dicke Oberschenkel - anstatt sie zu ermutigen, den Beruf oder den Partner zu wechseln, falls diese sie bei Lichte besehen nur unglücklich machen. Es ist nicht "peinlich", Sexismen als das zu bezeichnen, was sie sind: Sexismen. Sich für die Emanzipation zu engagieren, ist kein stilistischer Fauxpas wie die Karottenhose in den 80ern. Wenn Frauen dies beherzigen und ihre Kinder in diesem Sinne erziehen, ist wahrlich nichts verspielt. Der Feminismus ist tot. Es lebe der F-Klassenkampf!
Raus aus den Kinderzimmern!
Der zuverlässigste, wenn nicht gar einzige Weg zu einem glücklichen Leben liegt darin, einer Tätigkeit, die man für wert- und sinnvoll hält, mit Leidenschaft nachzugehen. Und nur bei Frauen, die sich auf diesem Weg befinden und auf diesem Weg bleiben wollen, bekomme ich keine Gänsehaut, wenn sie mir erzählen, dass sie schwanger sind. Ebenso wenig wie sich das existentielle Loch mit einem immer noch schickeren Fummel verhüllen lässt, lässt es sich mit einem Kind stopfen. Selbstverständlich gibt es einem weiblichen Leben auch Sinn, Mutter zu sein. Frauen aber, die bereits so weit "anemanzipiert" sind, dass sie ein Lebensziel für sich wollen, steuern samt Kind auf eine Katastrophe zu, wenn sie Mutter werden, weil sie kein befriedigendes anderes Lebensziel für sich gefunden oder das bisherige nicht erreicht haben. Dann nämlich wird das arme Kind im günstigsten Fall zum narzisstischen Projekt, das im Mutterbauch Japanisch lernen und mit drei an der Geige brillieren muss.
Im ungünstigsten Fall wird es zum Accessoire der Mutter, die ihr Kind so hip zu tragen weiß wie die neusten Glacélederhandschuhe von Gucci. Wenn sich die Mode im nächsten Winter ändert - Pech gehabt. So wie ein Kind nicht in jedem Fall Sinnstiftung bedeutet, lernt keine Frau automatisch dadurch, dass sie Mutter ist, Verantwortung zu übernehmen. Die Mütter, die ihre Neugeborenen in Tiefkühltruhen entsorgen und ihre Kleinkinder in abgedunkelten Kammern verhungern lassen, widerlegen diese biologistisch-konservative Hoffnung aufs Brutalste. Allem Anschein nach haben die Partygirls der "Generation Golf" eine zu gute Kinderstube, um derlei Grausamkeiten zu begehen. Sie begnügen sich damit, ihre Sprösslinge im Mutterleib mitkiffen oder -koksen zu lassen. Aber echt nur ein bisschen! Versteht sich. Es ist fatal, wenn Frauen, die nicht einmal mit Mitte dreißig den Weg aus dem eignen Kinderzimmer herausgefunden haben, anfangen, vom nächsten rosa Kinderzimmer zu träumen. […]
Die Hoffnung einer Frau, durch Mutterschaft erwachsen zu werden, ist irrig. Die Hoffnung des Mannes, endlich im Leben anzukommen, indem er ein Kind zeugt, ist absurd. Noch keiner hat allein dadurch, dass er seinen Samen in einer Frau abgeladen hat, gelernt, Verantwortung zu übernehmen. […] Und wenn dieser relativ überschaubare biologische Akt des Sperma-Abladens den Herren im Vergleich zum langwierigen und komplizierten Prozess der Schwangerschaft und Geburt zu bescheiden erscheint, als dass sie sich darauf etwas einbilden könnten - dann dürfen sie ihr Selbstbewusstsein liebend gern daraus beziehen, dass sie Zeitungsartikel schreiben oder Rasenmäher erfinden. Aber sie sollen bitte nie wieder erzählen, es sei "unfair", wenn Frauen diese Dinge auch tun, wo sie doch schon die supertolle Gabe des Gebären-Könnens besitzen. Noch einmal zum Mitschreiben: Frauen gebären. Männer zeugen. Alles andere können beide Geschlechter.


aus: Thea Dorn, "Die neue F-Klasse"

Dienstag, 24. Oktober 2006

vom suchen und finden

es ist ja eigentlich ganz leicht, ein lächeln zu verschenken. möchte man meinen. ich jedenfalls kann das sehr gut, auch wenn mir tausend dinge durch den kopf gehen oder ich im innern mit kleinen schweinehunden, dämonen und anderen quälgeistern zu kämpfen habe.
aber zeit für ein lächeln ist immer, mindestens für diejenigen, die ich liebe. und zeit, am leben des anderen teilzuhaben, sich für ihn zu interessieren, ihm mit liebe und respekt zu begegnen, mit ihm zu reden, und nicht nur über banale dinge.
sich suchen und finden im gespräch. sich anvertrauen. sich in die augen sehen.
sich lieben.

Mittwoch, 18. Oktober 2006

schweig stille

nach magen-darm-grippe der bienenmama, zweiter mittelohrentzündung des bienenkindes und einem rechnerabsturz inklusive kompletten datenverlusts (*bienenkönigin wischt sich mal eben noch eine träne aus dem auge*) bin ich wieder online und damit ein vollwertiges mitglied der gesellschaft.
vom schicksal gebeutelt. wieso eigentlich "gebeutelt"? wieso nicht geschlagen, massakriert, tödlich verwundet, gevierteilt, gerädert, erschossen?
aber ich sollte mal hübsch stille sein.

Samstag, 7. Oktober 2006

der bienenkönigin bleibt die luft weg

das bienenkind legt ein atemberaubendes tempo vor.
ganz im wortwörtlichen und vor allem aber im übertragenen sinn.

in 3 tagen hat es 3 neue dinge gelernt:

1. vorgestern: auf bitte hin die nase schnauben.
2. gestern: beim singen des liedes "brüderlein, komm tanz mit mir" beim refrain "einmal hin, einmal her, rundherum, das ist nicht schwer" plötzlich die ärmchen einmal hin und einmal her und einmal rundherum zu bewegen (das hab ich ihm vor wochen mal vorgemacht)...
3. heute: sich allein auf das bobbycar setzen, ein bisschen damit fahren und wieder absteigen.

bin noch ganz perplex.

Donnerstag, 5. Oktober 2006

weite felder

danke für all euren lieben und aufmunternden kommentare.
im grunde meines mutterherzens weiß ich auch sehr wohl, dass ich meinem kind mit der krippe nichts wegnehme (mich), sondern etwas dazugebe, quasi eine welt dazuschenke, die er von mir nicht bekommen kann (kinder, spielparadies ohne verbotene türen, schubladen, bücher, zeitschriften, erwachsenenkram halt).

beim abholen des bienenkindes habe ich heute länger mit einer anderen krippenmama gesprochen, die fünf kinder hat, die beiden jüngsten 16 monate und 3 monate alt und nun in der krippe. und es stellte sich heraus, dass sie es sich einfach nicht leisten kann, zuhause zu bleiben, nicht nur wegen des verdienstes (natürlich deswegen auch), sondern vor allem wegen der auszeit, des wegbleibens vom arbeitsplatz, des abgehängt-werdens. wenn sie nicht wieder arbeitet, verliert sie schlicht und ergreifend den anschluss, wird vom chef womöglich als muttertier und damit als nicht ernstzunehmend abgestempelt, von der fortbildung ausgeschlossen, von der nächsten gehaltsstufe sowieso.
und der mann, der der ernährer sein könnte, zumindest für kurze zeit, hat sie, mit ihren vier kindern und schwanger mit dem fünften, verlassen.

womit sich hier wiederum die (an anderer stelle vielleicht ausführlicher zu behandelnde) frage anschließt, inwieweit man das überhaupt will: der mann als ernährer, die daraus resultierende abhängigkeit, die gewissensbisse, weil man das geld des anderen ausgibt.
ein weites feld, fürwahr.

sauer verdient

heute morgen bin ich vom bienenkind mit marmeladentoast beworfen, vom bestellten handwerker versetzt und zweimal von einer skl-lotterie-menschenquäler-tante angerufen worden.
jetzt sitze ich am schreibtisch und habe noch 60 seiten von 250 seiten manuskript über den russischen positivismus zu korrigieren.

gestern habe ich das sauer verdiente geld (s.o.) in tchibo-bodys und zwei holzspielzeuge fürs kindlein investiert.
so was ähnliches wie das hier:





















und genau das:

















beides wurde mit glänzenden strahleäuglein, lachen, grinsen und für unsere ohren neuen freudelauten begrüßt.
mehr kann man von seinem kind nicht wollen.
außer dass es aufhört, mit marmeladentoast und trinkbechern zu werfen.
aber das ist ja eine andere geschichte.

Mittwoch, 4. Oktober 2006

der kleine unterschied

der alltag hat mich wieder! kind: krippe; ich: arbeit.

gestern beim wäscheaufhängen im trockenraum eine begegnung der dritten art mit der vermieterin: zuerst zwangloses geplauder und nachfragen ihrerseits: "wie gehts denn dem kleinen?", um gleich, ohne mich zu wort kommen zu lassen, nachzulegen: "wenn die kinder in diesem alter sind, ist ja die karriere noch nicht so wichtig. das arbeiten kann man getrost den männern überlassen. *lacht* ich bin auch immer lange zuhause geblieben, das war doch eine schöne zeit. sie (also ich) haben doch einen beruf, wo es nicht so wichtig ist, wann sie wieder mit dem arbeiten anfangen. wird doch alles sowieso viel zu überbewertet."
ich verwarf die idee, darauf ausführlich zu antworten und ihr meinen standpunkt differenziert deutlich zu machen, sondern beschränkte mich auf ein hingenuscheltes "jaja" und ging.

es ist merkwürdig, aber es ist so:
die meiste ablehnung in bezug auf den krippenbesuch meines kindes erfahre ich immer von frauen, nur von frauen, westfrauen (wenn man das mal so sagen darf), alter egal (alles zwischen 25 und 65) - aber nie von männern.
meine männlichen kollegen finden es allesamt "toll" oder "schön", wie ich mein leben mit kind und arbeit lebe, und finden es "natürlich", das kind für ein paar stunden am tag in der krippe betreuen zu lassen.
das ist eine vor monaten gemachte feststellung, die gestern mal wieder verifiziert wurde.

gespräch zwischen ehepartner x und ehepartner y

x: findet zwischen uns eigentlich noch so etwas wie kommunikation statt?
y: natürlich findet zwischen uns kommunikation statt. aber müssen wir immer darüber reden?


aus: melinda and melinda (buch und regie: woody allen)

Samstag, 30. September 2006

keine magie mehr

weiß jetzt, wie's geht. irgendwie schade.

gratwanderung

gerade mit dem (im moment unsere brötchen wirklich sehr hart verdienenden) bienenpapa über gratwanderungen gesprochen.
hauptsächlich über jene, ein anderthalbjähriges kind in seiner persönlichkeit ernst zu nehmen und es gleichzeitig zu erziehen.
wie geht das zum beispiel, wenn er zum 164. mal das brot vom tisch auf den boden wirft, den trinkbecher hinterher? (und hinterher lacht, auch wenn man zum 164. mal "nein!" gesagt hat und versucht böse zu gucken.) wie geht das: dann konsequent (das zauberwort der modernen erziehung, so scheint es) zu bleiben? ich kann ihm ja schlecht das essen wegnehmen.
ich muss vielmehr das risiko in kauf nehmen, dass er zum 165. mal alles auf den boden wirft und ich zum 165. mal "nein!" sagen muss.
die frage ist nur: wie lange soll das noch gehen? wann wird kein brot mehr geworfen? wann wird man selbst nicht mehr besabbert, gezwickt, mit holzbausteinen geschlagen und mit sand aus der buddelkiste beworfen? wann kann man seinem kindlein sagen: "nein, tu das nicht", und es hält sich daran? wann werden kinder groß?

magie zum tagesausklang

gefunden bei bentamastar:

wie zum geier funktioniert das?

Freitag, 29. September 2006

wo leben wir eigentlich...

bin ich eigentlich die einzige, die sich darüber so richtig aufregt?
kann es wirklich sein, dass ein arbeiter bei volkswagen nur 28 stunden in der woche arbeitet (!) bei einem durchschnittslohn von 3.000 euro brutto (!)?
kann es sein, dass es diesem arbeitnehmer "unzumutbar" ist, nun 35 stunden in der woche zu arbeiten?
und wie kann es sein, dass dieser standpunkt akzeptiert wird und die wirklich zu bedauernden vw-mitarbeiter nun 33 stunden arbeiten müssen, dafür aber einen "rentenbaustein" von 6.300 euro, anfang 2007 einen betrag von 1.000 euro und ab 2008 eine lohnerhöhung erhalten?!
kann es sein, dass ich hier vielleicht etwas grundsätzlich missverstehe?
kann es sein, dass ich im falschen leben bin, im falschen land, auf dem falschen planeten?

ist es heroisch oder einfach nur bescheuert, für etwas mehr als 2000 euro brutto 42 stunden in der woche zu arbeiten?
wo sind wir hingekommen?
*bienenkönigin wirft die frage mal in die blogger-leser-runde und setzt sich wieder an ihre arbeit*

Mittwoch, 27. September 2006

bloggeritis

Dienstag, 26. September 2006

wandlungen

heute schon das dritte mal in folge keine einzige abschiedsträne beim bienenkind, stattdessen ein fröhliches winke-winke.
und ich? ich gehe fröhlich-beschwingt-mutig-entschlossen-stark in den arbeitstag und setze mich mit einem in meinem arbeitsleben noch nie dagewesenen elan an den schreibtisch.
und gewinne dabei noch kraft und energie.
ist es zu glauben?
die gemeinsamen nachmittags-stunden mit meinem kind werden zu unvergleichlichen erlebnissen, zu einer von liebe und zuwendung überlaufenden zeit, zu einer zeit des gemeinsamen kuschelns, des vorlesens, des musik-hörens, des faxen-machens, des gemeinsamen um-den-tisch-rennens.
welche mutter kann das 12-14 stunden am tag leisten?
mal ehrlich??!!
achso, frau herman, ja natürlich.
aber ansonsten?

und welche mutter ist wohl liebevoller, mütterlicher, fürsorglicher als ich??!! keine!!!
und das alles, weil ich mein kind "in fremdbetreuung" gebe.
schizophren oder logisch?

Montag, 25. September 2006

tagwerk

die worte des bienenkindleins zum wochenanfang:
ein erschöpfender tag war das heute, aber wirklich.
zuerst die krippe, wo ich so viel zu tun hatte, und dann musste mir mama doch wirklich noch schuhe kaufen. oh man, das hätte ich heute nicht gebraucht. anziehen, ausziehen, wieder anziehen, immer ein anderes paar, und dann sollte ich auch noch darin laufen. ich war froh, als ich wieder in meiner kutsche saß und wir uns auf den heimweg machten. gott sei dank hat mama mir noch ne brezel gekauft für den nachhauseweg.
ohje, ich war vielleicht müde.
morgen werde ich in der krippe mal nicht arbeiten und nur spielen. am liebsten mit emma. oder mit martha. oder mit lea. das werde ich dann morgen entscheiden.
morgen mache ich mir mal einen ruhigen, entspannten tag, jawohl.
soll ja sowieso regnen.

Sonntag, 24. September 2006

vorsicht ist die mutter der porzellankiste

der werte (und treue) leser darf raten, wo ich mich am freitag mit dem bienenkindlein befand.
natürlich: ... in einer notarztpraxis!!! (freitag = ärztestreik)
in eben dieser wurden dem (mörderlich brüllenden) kindlein zwei (bereits relativ tief sitzende und vereiterte) splitter aus der linken hand entfernt. ich weiß nicht, ob das jetzt sehr memmenhaft ist, aber ich konnte defintiv nicht zusehen. also schaute ich weg und beschränkte mich aufs festhalten (schätze, die inquisition ist nichts gegen mich).
nun stellt sich die bislang ungelöste frage, wie und wo und wann die splitter in das kleine händchen gewandert sind. naja, hauptsache, es passiert nicht noch einmal.
jetzt ist 1. das wetter schön, 2. das kindlein (bis auf ein wenig husten und triefnase) wieder fit und 3. die schwiegermutter abgereist.
da der bienenpapa gerade beim arbeiten ist, werde ich mir jetzt noch mit meinem kindchen einen schönen tag machen.
und alle drei minuten die händchen auf splitter kontrollieren.

Freitag, 22. September 2006

das kleine große NICHTS

ICH (um einen post mal mit dem wörtchen ICH zu beginnen) bin ganz aufgelöst, habe eben erst ein glas wasser (ohne schaden) und nun ein glas wein (mit schaden) umgestoßen, habe die letzten nächte kaum geschlafen, weil mich erstens noch ein husten quält und zweitens das bienenkind in letzter zeit vorzugsweise nachts GANZ VIEL trost und zuwendung braucht.
womit wir - wieder einmal - bei der frage wären, inwieweit ich letzteres auch ganz gut gebrauchen könnte.
und dann denke ich: das ist alles NICHTS. es ist etwas, das meinem leben im moment, sagen wir mal, würze verleiht, und das viele fragen stellt und vieles kompliziert macht, aber NICHTS MEHR.
meine freundin wird am dienstag ihre dritte chemotherapie beginnen.
bei ihr sollten meine gedanken und meine kraft sein.

tschüss, du weinerliches ICH.

Montag, 18. September 2006

punktsiege gegen kleine trotzköpfe

nach zwei wochen des siechtums beginne ich damit, die wohnung wieder in einen bewohnungswürdigen zustand zu versetzen. ich arbeite mich zimmer für zimmer durch und hoffe, dass bis zum schwiegermütterlichen besuch am donnerstag alles wieder vorzeigbar ist.

das bienenkind ist wieder ganz gesund - was natürlich sehr erfreulich ist.

ansonsten kann ich verkünden: unser sohn ist nun im trotzalter angekommen! *bienenkönigin posaunt einmal kräftig und verzweifelt*
was unter anderem bedeutet, dass das essen zu einer art machtspiel zwischen uns, den besorgen eltern, und ihm, dem kleinen trotzkopf, geworden ist.
wenn so ein kleines hascherl, wie die österreichischen kollegen des bienenpapas liebevoll sagen, krank und dadurch appetitlos ist, tut man ja ALLES, um dem kind irgendwas irgendwie irgendwo zu verabreichen. man rennt pausenlos in die küche, um das nicht gewollte brot durch eine banane und die nicht gewollte banane durch ein müsli und das nicht gewollte müsli durch einen keks und den nicht gewollten keks durch einen apfel etc. etc. etc. zu ersetzen.
ich kann nur sagen: das rächt sich gerade bitterlich.
kaum sitzt das - mittlerweile ja wieder gesunde - bienenkindlein vor dem (mittags-, nachmittags-, abend-)tellerchen, fängt es an zu brüllen, zeigt mit dem zeigefinger in die küche und erwartet, dass wir ihm UNVERZÜGLICH etwas anderes bringen. das tellerchen wird WEIT weggeschoben, der trinkbecher mit unglaublicher energie richtung boden gepfeffert, schließlich das - wieder hingeschobene - essen zu boden geworfen.
nachdem wir das mehrfach erlebten (und auch noch bei lieblingsspeisen des kindleins), haben wir uns nun - nach lektüre zweier ratgeber - zu folgendem punkteplan entschlossen:
- alle mahlzeiten nur noch gemeinsam einnehmen
- dem kindlein während der mahlzeiten nicht zu viel beachtung schenken, aber auch in das gespräch einbeziehen (der schwerste teil, finde ich)
- essen als normale handlung verstehen und vorleben, nicht als leistung
- daher: das kind für handlungen, die mit essen zu tun haben, weder loben ("das hast du ja fein aufgegessen") noch tadeln ("du hast ja gar nicht aufgegessen!"). ersteres haben wir - das muss ich ehrlich zugeben - doch recht häufig gemacht und lassen es jetzt sein.
- WAS gegessen wird, bestimmen wir (EINE alternative darf angeboten werden, wird aber auch von uns ausgesucht)
- WIEVIEL gegessen wird, bestimmt das bienenkindlein
- WIE gegessen wird, bestimmt ebenfalls das kind - mit hilfestellung durch uns (ebenfalls gar nicht so leicht...)
- das bienenkindlein wird ab sofort dazu angehalten, selbst mit dem löffel zu essen (was bislang nur in einem rumgestochere endet, aber der knoten wird schon noch platzen)

bereits heute hielten sich - nach strikter einhaltung dieser regeln in den letzten tagen - die essens-quengelnörgeleien wirklich in grenzen. ich hoffe jedenfalls stark, dass wir die kurve kriegen...

Samstag, 16. September 2006

lebenszeichen

Dienstag, 12. September 2006

und täglich grüßt die bienenkönigin

nachdem wir dem kindlein das ganze wochenende unregelmäßig paracetamol verabreicht hatten, das fieber aber dadurch nicht spürbar gesenkt wurde und sich rotznase und husten verschlimmerten, bin ich - von bösen ahnungen getrieben - am montag nachmittag erneut in der kinderarztpraxis aufgetaucht.
also saß ich dort wieder, mein kind auf dem schoß, und halluzinierte, mein leben sei so etwas wie "und täglich grüßt die bienenkönigin".
der (sehr nette) kinderarzt untersuchte (nach den nicht zu vermeidenden schäkereien à la "so schnell sieht man sich wieder") das bienenkindlein ausführlich. ich fragte ängstlich: "und ist auch mit der lunge alles in ordnung? ich mach mir solche sorgen wegen des hustens" er: "ja, die ist in ordnung." - pause - "aber er hat eine mittelohrentzündung." - schock...
seit gestern gibts nun also antibiotika nach dem abendbrot, und seit heute hat das kind kein fieber mehr und wieder gesegneten appetit.
die bienenmama selbst hat auch ihre stimme wieder, die kurzzeitig wie die von rolf zacher klang und dann auch mal ganz verschwunden war.

die bienenfamilie ist also auf dem wege der (diesmal hoffentlich vollständigen) genesung. und draußen ist ja wirklich schönes wetter, was will man mehr.

Freitag, 8. September 2006

bäume fällen

nachdem ich den infekt schon überstanden glaubte, hat es mich gestern abend gefällt wie eine eiche: fieber und gliederschmerzen. heute mit 38,5 das kind zur krippe geschoben, den wagen gelenkt wie von geisterhand und hinterher getrottet, dann wieder nach hause zurückgewankt, 2 paracetamol eingeworfen und 4 stunden geschlafen, schließlich wieder zur krippe, das kindlein abholen.
auch das bienenkindlein hat, wie sich heute abend bei messung ergab, 38,0. was ja nicht dramatisch ist bei den kleinen wesen, aber im zusammenhang mit dem durchbruch der augenzähne vielleicht doch nicht so angenehm. er hat jedenfalls eine babyration paracetamol bekommen und schläft jetzt.
mal sehen, wie lange.
der ehegatte hat heute abend seinen großen auftritt, ich korrigiere: er hatte, und es war ein voller erfolg (gerade telefoniert), und ich konnte nicht dabei sein.
und während sich der bienenpapa nun von allen feiern lässt und ein sektchen schlürft, werfe ich mich in meinen winterpyjama und hopse, naja, krieche ins bett.

heile heile segen,
drei tage regen,
drei tage sonnenschein,
wird schon wieder besser sein.

Donnerstag, 7. September 2006

lux in tenebris

mein beitrag zum brecht-jahr:
eigene sommergartenblumenernte.

















p.s.: das stöckchen, liebe frau klabauter, ist in arbeit!

treten, sonstwohin

das bienenkind hat heute in der krippe zwei stunden lang geschlafen!!!
*verkündet die fassungslose und wahnsinnig stolze bienenmama*
zwar noch nicht im krippen-bettchen, sondern wieder allein auf der riesenmatratze im spielzimmer, aber das ist mir sowas von schnurzpiepegal...

ansonsten: erkältung weg, kinn verheilt, zahnschmerzen weg (vorerst).
durchatmen. und auch wieder nicht:
ich habe so viel zu tun wie noch nie und aus einer eigenartigen mischung aus unterwürfigkeit, berechnung und dummheit heute schon wieder einen neuen auftrag angenommen. weil ich in dem fall nicht "nein" sagen kann/konnte.
*und hinterher bitte einmal kräftig in den eigenen a*** treten! ruft die b.*

schön, dass liebe freunde, die der treulosen bienenkönigin gedenken, wertvolle selbstgebrannte (zum wohl!) musik dedizieren.
danke, m.

Dienstag, 5. September 2006

mittagsschlaf und quarkmaske

p.s.: der quark verdeckt im übrigen sehr schön die wunde am kinn, die sich das kindlein gestern zugefügt hat.

aber ich wollte ja vom krippentag berichten:
ja, es war gut. mit der einzigen ausnahme, dass das bienenkind noch nicht sein krippen-bettchen akzeptiert hat und so eine art siesta mit brabbeln, ein bisschen schlafen, wieder ein bisschen brabbeln auf der großen matratze im gruppenraum hatte, während die anderen kinder alle brav im schlafraum schliefen.
was im übrigen heute den bienenpapa veranlasste, mit einem merkwürdigen stolz zu sagen: "das ist mein sohn. ich habe schlafsäle auch immer gehasst."
mein hinweis, dass ein schlafraum in einer krippe möglicherweise doch ein bisschen etwas anderes ist als eine 12-mann-stube bei einer ungeliebten, zu recht nicht mehr existierenden armee, interessierte wenig.
nun, die erzieherinnen werden versuchen, dem kindlein das bettchen in den nächsten tagen schmackhaft zu machen.
apropos schmackhaft: geschmeckt hats heute in der krippe auch nicht. das heißt, das bienenkind bekam ne extrawurst resp. eine stulle, während die anderen kinder sehr gern ihre reissuppe aßen. darum gabs heute abend zuhause auch pellkartoffeln mit quark - das kind muss ja was warmes im magen haben...

aber fragt mich nicht, wie ich heute die zeit zwischen 10 uhr und 14 uhr verbracht habe...
und: peinlich und traurig, aber wahr: gegen 13 uhr rief ich an, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe. das unsichtbare band als schnipsgummi.
nunja.

fingerfood

hier mal die antwort auf die frage, warum das bienenkind eigentlich jeden abend ein bad samt dusche braucht:
















Montag, 4. September 2006

bloß nie langweilig

gemäß dem grundsatz des bienenkindes, dass es im leben von (der erkältungstechnisch schon wieder ganz fitten) bienenmama bloß nie langweilig werden darf, befand ich mich heute unfreiwillig, das aus dem mund blutende kind auf meinem schoß, in einer kinderarztpraxis und haderte ein wenig mit mir, mit dem bienenkind, mit diesem tag.

nachdem heute vormittag in der krippe wieder einmal alles super geklappt hatte (bringen - an der tür tschüss sagen - weggehen - nach zwei stunden abholen), waren bienenkind und -mama bester laune.
und dann passierte es: mein laufwunder-kindlein holt ein buch, legt es auf den tisch ab, um es sich anzusehen, vergisst in der gleichen minute sein vorhaben, tänzelt ein wenig hin und her, ist unschlüssig, dreht sich und fällt über seine eigenen füße. dummerweise war nur die lehne des sessels im weg.
natürlich wurde gleich das mörderlich brüllende kind (er hat ja sooo recht) getröstet, über die schulter gelegt, herumgetragen und beruhigt.
als er wieder einigermaßen ruhig atmete, wollte ich mir die bescherung näher ansehen und bin fast in ohnmacht gefallen, als ich sah, dass und wie stark er aus dem mund blutete.
ich glaube, innerhalb der nächsten fünf minuten hatte ich mit der kinderarztpraxis telefoniert, ein taschentuch auf den blutenden mund gedrückt, das gelbe heftchen samt versicherungskarte und impfausweis, rucksack mit zwei büchern und schmusetuch geschnappt, das kindlein in den buggy gepackt und mich auf den weg gemacht.
im wartezimmer kam ich dann wieder zu mir und war - laut aussage der arzthelferin - blasser als mein sohn, der sich ausgiebig mit dem buch "welches tier ist das?" beschäftigte.
schließlich entwarnung vom kinderarzt: es ist nichts schlimmes passiert, nur eine oberflächliche verletzung, die in den nächsten tagen ausheilen wird.
im nachhinein war es mir fast peinlich, sofort zum arzt zu rennen.
nunja.
ich hatte übrigens mein weißes hemd an. muss sich ja auch lohnen.

morgen ist übrigens nun wirklich der erste tag, an dem mein kindlein in der krippe mittagessen und mittagsschlaf halten soll - wobei mir letzteres wahrhaft größeres kopfzerbrechen bereitet.
bin schon sehr sehr gespannt.

walking on sunshine

darf ich vorstellen: das kleine laufwunder

Samstag, 2. September 2006

es bleibt in der familie

das bienenkindlein ist wieder halbwegs gesund (fit, neugierig und fröhlich war es ja immer, auch mit erhöhter temperatur und rotznase) - nun sind, welch überraschung, die bieneneltern erkältet. und streiten sich darüber, wem's dreckiger geht.

mit abklingen des infektes legte das bienenkind denn auch gleich einen mordsmäßigen schub hin, im wahrsten sinne einen riesigen entwicklungsschritt:
er lief heute nachmittag nur noch auf seinen zwei füßchen, wackelig-tapselig und drollig anzusehen, aber er lief frei und war stolz wie oskar. das heißt, er wollte eigentlich gar nicht mehr krabbeln. was wiederum ungünstig ist, wenn man zwar frei laufen, sich aber noch nicht aus dem sitzen ohne hilfe hinstellen kann. aber das kommt jetzt bestimmt auch ganz schnell.
demnächst, wenn ich wieder bei klarem verstand bin, gibts ein foto.

so, heute gehe ich wirklich mal früh ins bett, mit kräutertee, fünf packungen papiertaschentücher und nasenspray.

allen einen schönen sonntag
*wünscht die bienenkönigin*

Freitag, 1. September 2006

kleine leute

was das bienenkind in den letzten wochen und monaten perfektioniert hat:
- variante 1: beim wickeln schimpfen und sich so steif machen, dass man beim besten willen keine windel rumkriegt.
- variante 2: beim wickeln (weil das ja so schlimm ist) stofftiere, bücher, cremedosen, hülle vom fieberthermometer, etc., erbetteln.
- variante 3: all diese dinge dann im hohen bogen vom wickeltisch ins bettchen oder mehr noch: hinter den wickeltisch zu werfen.

ansonsten:
- türen aufmachen und schließen
- schubladen rausziehen und reinschieben
- aus stullenhäppchen türmchen bauen
- energisch mit dem kopf schütteln
- mit dem finger auf etwas zeigen und dabei mama/papa flehentlich ansehen (evtl. mit eigentümlichen quengel-lauten)
- radio an- und ausmachen
- bücher anschleppen, damit man sie mit ihm zusammen ansieht
- cd-hüllen anschleppen und auf den dvd-player zeigen, damit man die musik mit ihm zusammen hört (und er sich dabei ankuscheln kann)
- händchen in die höhe recken, damit man ihm beim aufstehen hilft
- auf aufforderung ALLES zu mama/papa bringen (schlüssel, deckel, klammer, stift, trinkbecher, buch, würfel, etc.)
- lichtschalter fürs terrassenlicht anknipsen, zur terrassentür laufen, rausgucken: 'aha, die lampe brennt', wieder zurück, lichtschalter betätigen, wieder zur tür laufen, rausgucken: 'aha, die lampe ist aus', etc. etc. etc. ...
- etwas NICHT tun, wenn man ihm sagt, er solle es nicht tun (einschränkung: klappt nur, wenn er lust dazu hat...)
- rückwärts laufen (nur mit "gehhilfe": stuhl oder hand von mama/papa)
- dinge, die er nicht mehr essen mag, wieder fein säuberlich auf dem stullenbrettchen ablegen
- trinkbecher nehmen und ordentlich wieder auf den tisch stellen
usw.

die kleinen werden so verdammt schnell groß; sie werden richtig kleine leute.
prinzipiell kann man sagen: alles hat mehr "system"; das bienenkindlein stellt zusammenhänge her, beobachtet und handelt danach. einfach faszinierend.
gestern zum beispiel holte er den wecker von papas nachttisch, um ihn neben den wecker auf meinem nachttisch zu stellen. es mag für uns merkwürdig sein, aber für ihn ist es natürlich logisch. diese dinge gehören eben zusammen.

Mittwoch, 30. August 2006

dramatische wende

als ich heute mittag mein kindchen (nach fast 2 stunden trennung und tschüss-sagen bereits an der tür) abholte, strahlten die sonne und er um die wette; und die erzieherin s. sagte zu mir: "es ist wirklich toll - als ob er schon ein ganzes jahr in der krippe wäre."
auf dem heimweg genoß ich mein glück, die sonnenstrahlen, einfach alles.
ein moment zum davonschweben.

und dann passierte etwas, das man im klassischen drama "retardierendes moment" nennt: ich bemerkte, wie meinem kindlein die nase lief. gefolgt von einer "klassischen" reaktion: ich wollte es nicht wahrhaben, nicht an einen infekt glauben, sondern führte es auf das (im moment wirklich mal wieder schlimme) zahnen zurück, auf die frische luft draußen, etc.
aber nach einigen stunden und einem sehr sehr unruhigen mittagsschlaf, den er zum teil angekuschelt neben mir und mit papas pyjama als trostspender unterm kopf verbrachte/verbringen musste (etwas, das ich sonst nicht von meinem kindlein kenne), nach bächen, ach, was rede ich, strömen von rotz war es mir klar: mein kindlein hat doch einen infekt.
was wohl bedeutet: es kann vier tage lang nicht zur krippe gehen. was bedeutet: mittagessen + mittagsschlaf in der krippe (und damit die nächste stufe der eingewöhnung) verschieben sich auf nächste woche. wer weiß, ob wir nicht am montag (sofern das bienenkindlein bis dahin wieder halbwegs fit ist) bei "null" anfangen müssen.
was auch bedeutet: dass die viele arbeit, unter der sich hier mein schreibtisch biegt, noch ein bis zwei wochen länger warten muss.
was bedeutet: morgen mit cheffe telefonieren und um verständnis betteln.

um 19 uhr haben wir ihn heute zu bett gebracht, und bis jetzt ist er zweimal aufgewacht und brauchte trost. der bienenpapa erzählte, dass er völlig verrotzt und schniefend und todunglücklich in seinem bettchen saß, die augen groß und verheult.
der arme kerl tut mir sooo leid...
ich hoffe, dass das baby-paracetamol-zäpfchen beim schlafen und zur-ruhe-kommen hilft.
ansonsten steht uns eine "heiße nacht" bevor. aber das ist die geringste meiner sorgen. wenig schlaf bin ich ja gewohnt (s. letzter post).
hauptsache, der lütte wird bald, ganz bald wieder gesund.

wer braucht schon schlaf

komme gerade vom wäsche-aufhängen, nicht vom lachen, aus dem keller und habe in eben diesem meine energie und kraft gelassen. alles im keller. *b. grinst s. einmal breit an*
der göttergatte ist eben auch von der arbeit nach hause gekommen - wir leben getreu dem fassbinderschen motto: "schlafen kann ich, wenn ich tot bin."
und dann ist auch noch mein wecker kaputt gegangen.
sollte ich dies als zeichen werten und mich nicht mehr dem diktat der zeit unterordnen?
hach, ich hab ja vergessen, dass ich ein kind hab. naja, ein anderes mal vielleicht.

die krippentage gestalten sich zunehmend nur noch für mich aufreibend - mein kindlein nimmt derzeit jede trennung mit stoischer gelassenheit hin und ist noch nicht einmal sonderlich freudig erregt, wenn ich nach einer stunde trennung wiederkomme.
so war es nämlich auch heute. zweimal.
und das bienenkind hat kein einziges mal geweint. das muss mal hervorgehoben werden.
währenddessen renne ich im park und (als ich das gefühl hatte, dass ich langsam auffalle) in der stadt rum und kann keinen klaren gedanken fassen.
den klingelton vom handy auf maximale lautstärke stellen, kann kurzfristig eine beruhigende maßnahme sein. mal nebenbei.

nun denn, jetzt bzw. übermorgen geht es dann in die nächste, ungleich schwerere phase: mein kindlein soll von mir gebracht werden; ich verabschiede mich (wie heute) und - komme erst nach dem mittagsschlaf wieder!
ohjeohjeohje, ob das mal gut geht.
habe eben noch schnell eine checkliste für die erzieherinnen betreffs bettritual verfasst.

jetzt werde ich doch noch eine stunde arbeiten.
der wecker, äh das mobiltelefon, klingelt in sechs stunden.
bis morgen!

Montag, 28. August 2006

ein krippenkind, wie stolz das klingt

etwas, was ich nun die nächsten zwei jahre jeden tag zweimal sehen werde:

uns bleibt nur die flucht, nur die flucht (stefan zweig)

meine derzeitige, wiederholte lektüre. kann man theoretisch 200 mal lesen, und man findet immer noch eine neue wahrheit.

zum tristen dasein:
eigentlich muss ich noch wäsche zusammenlegen, aufräumen, die geschirrspülmaschine einräumen und anwerfen, die waschmaschine befüllen, ganz zu schweigen von: 20 seiten manuskript lektorieren (die letzten seiten, hallelujah), mehrere dienstliche emails beantworten.
so viel zum thema "mensch bleiben". um 22.16h MEZ.
vielleicht besteht die einfachste art des stillen, inneren protests sowie der flucht vor dem mutter-maschine-erfüllungs-szenario darin, jetzt hier zu sitzen und diesen blog zu schreiben.
nunja.

die zweite krippenwoche:
... fing gut an. wider erwarten mussten wir nicht bei null anfangen nach dem wochenende. das bienenkindlein war sehr lieb, spielte fein, malte, aß kekse, trank aus einem becher (! - weil die anderen kinder ja auch aus einem becher trinken), puzzelte, belud mehrere trecker und schob den puppenwagen rum.
alles gut, alles fein.
morgen aber wird es schwer - für mich. denn morgen stehen 1,5 (ja, anderthalb!) stunden trennung "auf dem programm". was werde ich nur tun in dieser zeit? nach hause gehen kann ich nicht, da werde ich nur von wand zu wand laufen. kann man sich 1,5 stunden im park rumtreiben, ohne dass die polizei auf einen aufmerksam wird? oder das ordnungsamt? oder werde ich wieder eine andere rumtreiber-trennungsversuch-mutter sehen und ihr freundlich zuwinken?

jetzt aber ran an die buletten resp. wäsche resp. manuskript.
(*b. legt den schalter um auf "mutter-maschine"*)

p.s.: liebe frau klabauter, habe den "augengeklimper"-comment gelesen, finde ihn aber merkwürdigerweise nicht auf der page. wie dem auch sei: ich gebe mir mühe und gelobe besserung!

Sonntag, 27. August 2006

messlatte

danke für alle eure lieben und wahren comments.
morgen beginnt wieder ein neuer abschnitt, die zweite krippenwoche. ich werde berichten.

ganz allgemein möchte ich mal loswerden, wie schwer es ist (immer noch), allem und allen gerecht zu werden. wie sehr es mich müde macht und manchmal gereizt (sorry, bienenpapa) und manchmal traurig.
das betrifft ja nicht nur das bienenkindlein und meine arbeit. sondern auch meinen wunsch, trotz aller belastung und verantwortung und liebe zum kind (und liebe zur arbeit) noch ein mensch zu bleiben, ein richtiger mensch, der auch mal faulenzt, der stundenlang mit freunden telefoniert, der ins theater geht, der viel liest, der sich zeit nimmt für die zeitung am morgen, der einen kuchen backt inmitten des größten chaos.
mehr noch: der fehler macht und sie sich verzeiht; der sich selbst treu bleibt.
auch unter den widrigsten umständen.
wie sehr versuche ich das jeden tag.
und dann gibt es da diese schizophrenie: manchmal zu wissen und zu sagen: "ich bin glücklich." und im nächsten moment zu denken: "es fehlt mir was." aber vielleicht ist das der innere motor, der mich antreibt, und darum ist es gut so.
wir halten ja den zollstock selbst, mit dem wir uns messen.

Freitag, 25. August 2006

loslassen

die letzten beiden krippentage haben geschlaucht, aber nur mich, nur mich.
heute wurde ein erster "trennungsversuch" unternommen, der so aussah, dass ich verstohlen durch einen park schlich, permanent auf einen anruf wartend (die linke hand umkrampfte das handy), alle zwei minuten auf die uhr sah (es waren 30 minuten vereinbart worden) und mir vorkam wie bridget jones in "schokolade zum frühstück", der keiner gesagt hatte, dass die "priester-und-nutten-party" doch noch in eine ganz normale gartenparty umgewandelt wurde, und die sich nun deshalb mit all den priestern und nutten, denen es ebenfalls keiner gesagt hatte, im park rumtreibt.
als ich wieder in die krippe zurück kam ("schweig stille, mein herz"), ließ sich das bienenkindlein gerade von t. durch den flur führen und sich alles zeigen.
mir wurde berichtet, dass er mich nur anfangs kurz vermisste hätte, dann aber ziemlich schnell zur tagesordnung, sprich: spielen, buch angucken, mit bällen werfen, übergegangen war. von gebrülle, geweine, geschrei keine spur.
puh, den schritt hätten wir also geschafft.

einen noch viel größeren hat heute mein kindlein ganz allein gemacht:
es zog sich wie immer an unserer truhe hoch, stand dort unentschlossen, während ich ca. 5 meter entfernt auf dem boden saß und seine holzbausteine sortierte.
und dann passierte es, einfach so:
er lief bzw. wackelte los.
ohne festhalten, entlanghangeln, ohne netz und doppelten boden.
die ganze strecke ohne hinzufallen.
ich war völlig geplättet und fing erst einmal an zu heulen.

den ganzen nachmittag spielten wir dann noch "hinstellen - loslaufen". das bienenkindlein quietschte vor vergnügen, und ich ... ja, ich war glücklich.
richtig glücklich.
*die bienenkönigin nimmt sich mal noch ein taschentuch*

Donnerstag, 24. August 2006

"beruf: lehrer"

was ist schon ein dritter krippeneingewöhnungstag (tolles wort, nicht) gegen das, was mich in fünf jahren erwartet...
heute abend habe ich gesehen, wie die realität an staatlichen realschulen aussieht.
gute nacht, deutsches bildungssystem.

Dienstag, 22. August 2006

vermessen

ist es vermessen, nach zwei tagen eingewöhnungszeit bereits erleichtert und hoffnungsfroh zu sein? ich bin es jedenfalls, und es ist, als ob mir tausend mühlsteine vom herzen fielen...: denn auch heute war alles wunderbar unkompliziert.
ich muss zuvor gestehen, dass dem bienenkindlein heute einiges zugemutet wurde: erst morgens die handwerker im haus, dann in die krippe, am nachmittag besuch von zwei freunden bis zum abendessen.

zweiter krippentag bedeutete: weder geweine noch geschrei, sondern "nur" noch ängstliches zögerliches abtasten zu beginn, nicht-in-den-raum-gehen-wollen, dazu ein ausgeprägtes "fass-mich-nicht-an"-verhalten. aber alles normal und durchaus bienenkind-typisch.
dank der wirklich liebevollen und einfühlsamen art der erzieherinnen taute das eis aber heute noch schneller als gestern, und nach ca. 15 minuten saß das bienenkindlein quietschvergnügt auf dem boden und spielte, krabbelte mal dahin, mal dorthin, schaute begeistert-fröhlich den anderen kindern zu, "redete", lachte sein "pruste-lachen" und wirkte rundum zufrieden.
für eine ganze (für mich vermutlich längere) zeit vergaß er, dass ich überhaupt da war.
er ließ sich sogar - heutiger höhepunkt - für ca. 10 minuten von t. (zu der er sich scheinbar am meisten hingezogen fühlt) in den waschraum und in den flur führen; und als er wieder um die ecke bog und mich sah, freute er sich, aber mehr nach dem motto: "achja, mama ist ja auch da."
mutterherz, was willst du mehr.
es ist einfach unglaublich gut zu sehen, wie wohl er sich dort zu fühlen scheint.
morgen werden es nun schon 2,5 stunden sein.

see you tomorrow.

der erste krippentag...

... verlief unerwartet gut.
man könnte es vielleicht aber auch erst einmal als harmloses aufwärmtraining bezeichnen.
wir hatten uns auf eine stunde festgelegt, und in dieser einen stunde spielte das bienenkind - natürlich nach anfänglichem gebrüll und geweine - ausgesprochen selbstvergessen bereits mit einem anderen kind und mit der erzieherin t. (ich werde alle namen abkürzen) t. war ungeheuer lieb und einfühlsam, ließ meinem sohn alle zeit der welt, sich in der neuen umgebung zurecht zu finden. anfänglich hing ungefähr fünf minuten lang mein kindlein wie eine klette an mir, dann stellte er sich neben mich hin, hielt sich noch an meinem bein fest, um dann schließlich schritt für schritt im wahrsten sinne des wortes die räume zu erkunden. irgendwann setzte sich t. neben uns und fing an, mit ihm zu spielen; er schaute immer wieder zu ihr hoch und "redete" mit ihr. ich fasste mir ein herz und entfernte mich meter für meter von ihm, bis ich sogar im (vom spielezimmer einsehbaren) nachbarraum mit den anderen (netten) eltern einen kaffee trinken konnte.
als ich nach einer stunde zu ihm hinging und ihm sagte, wir müssten jetzt tschüss sagen und winke-winke machen, um nach hause zu gehen, fing er an zu quengeln und weinte schließlich beim jacke-anziehen.
wer hätte das gedacht.
heute fühlte ich, dass vielleicht alle meine sorgen und ängste unbegründet sind.
dass das band, das unsichtbare (wie recht du hast, sonne), ein so starkes ist, nicht brüchig werden kann, gar zerreißen. dass es eben ganz viel aushält.

ich werde weiter berichten.

ansonsten habe ich heute noch im akkord kuchen gebacken, das wohnzimmer geputzt (die handwerker kommen morgen, und irgendwie ist mir immer wohler, wenn alles einigermaßen herzeigbar ist, auch wenn es ja wieder eingedreckt wird, eigentlich schizophren...), mit dem bienenkindlein bis zu (meiner) erschöpfung rumgetobt.
bin jetzt hundemüde.

achja, und wir haben festgestellt, dass das bienenkind kein roggenbrot mag. die allabendliche essensnörgelei und -quälerei hätten wir uns wochenlang sparen können, wären wir nur eher dahinter gekommen. als ich ihm nämlich zwei wurst-toast-brote machte, schlang er alles hinunter und schaute uns hinterher glückselig an.

bienenkindessen des tages: teewurst-toastbrot und blaubeeren-nachtisch.
mama des tages: ich.
lied des tages: long long way to go

Sonntag, 20. August 2006

hard feelings reconciled in harvest somehow...

der bienenpapa ist gerade mit bienenkindlein zu einem einstündigen sonntagsspaziergang aufgebrochen, damit ich hier in ruhe arbeiten kann.
das arbeiten fällt schwer; ich denke nur noch an morgen, an den beginn der krippenzeit. wie wird das alles sein? wird sich mein kind gut eingewöhnen (können)?
wenn ich mich ganz intensiv dazu befrage, dann weiß ich, dass ein unbehagen da ist, eine sorge, ein großer zweifel. und ich weiß auch, dass dies nicht in der tatsache, DASS mein kind in die krippe geht, begründet ist. sondern eher in dem WIE und den vielen fragen, die bleiben:
werden sie dort genauso gut auf ihn aufpassen wie ich hier zuhause? werden sie auf die vielen wespen achten, die gerade unterwegs sind? werden sie ihn beim essen beobachten und genauso schnell wie ich reagieren, wenn er mal wieder schlingt und sich dabei verschluckt? werden sie ihm den wunden popo genauso sorgsam eincremen wie ich? werden sie acht geben, wenn er versucht aus dem hochstuhl rauszuklettern?
es fällt schwer zu sagen: wir werden sehen. es fällt schwer, gelassen zu bleiben - etwas, dass ich eigentlich immer gut konnte. ich ahne, dass ICH in den nächsten wochen auch viel trost und ermunterung und zuspruch brauchen werde.

*die bienenmama versucht sich mal in ironie:*
es bleibt spannend. schalten sie also auch morgen wieder ein, wenn es heißt: die heißen tränen der krippenkindmama, früher genannt die bienenkönigin. drama am frühen morgen.

zitat des tages (mit dank an m.):
"Gotta have your hands in the dirt to stay on course
And whatever you've done, get's purged in the plough
Hard feelings reconciled in harvest somehow."
(Alana Levandoski, Prairie Sun)

Donnerstag, 17. August 2006

das durchschlafkind: doch kein mythos

der letzte comment von frau klabauter (deren bemühungen um das alleine-einschlafen des kindes ich mit interesse verfolge) soll mal veranlassung zum outen sein. ja, ich möchte mich outen, genauer mein kindlein:
es gibt sie nämlich wirklich, die famosen durchschlaf-kinder, die mit 3 monaten zum ersten mal 12 stunden durchschlafen und das auch so beibehalten (zumindest bis jetzt - ein gutes jahr später), zudem noch ein gepflegtes mittagsschläfchen halten von ca. 2 stunden (es dürfen aber auch mal 3 sein, da sind wir nicht so). deren gesichtchen sich aufhellt, wenn man sagt: "jetzt wird aber heia gemacht". kinder, die strahlen, wenn man sie in den schlafsack packt.
ja, es gibt diese kinder wirklich. mein bienenkindlein gehört - schön für mich - dazu.

auf die frage, was ich denn dafür gemacht habe, muss ich aber leider sagen: nix. das hat das kindlein ganz allein gemacht.
und beim nächsten kind wird sowieso alles anders.
*vermutet die bienenkönigin und wünscht allen eltern und kindern einen guten schlaf und süße träume*

Dienstag, 15. August 2006

abendliche kind- und elternquälerei

das abendessen mit dem bienenkind, das im übrigen immer ein guter esser war (kein wunder: 92 cm und 14 kg - irgendwo muss es ja bleiben...), gestaltet sich zunehmend zur elternquälerei und geduldsprobe, was heute mal den bienenpapa zur spontanen äußerung "och, ich habe keine lust mehr!" veranlasste.
die liebevoll kindermund-maßgeschneiderten stullen-stückchen werden zu türmchen aufeinander geschichtet, hinunter geworfen, oder das kindlein probiert es mit pflaumenmus-oder-teewurst-body-painting. dann quengeln. das kindlein zeigt auf alles mögliche, das es haben möchte, aber nicht kriegen darf: salzstreuer, kaffeedose, handy. manchmal gelingt kurzfristiges ablenken mit schlüsselbund oder werbeprospekt - dann kann man schnell, quasi vom kindlein unbemerkt, zwei, drei stullenhäppchen ins kleine mündchen schieben. dann wieder quengeln. möhren werden gekocht, irgendwas muss das kind ja im bauch haben vor dem langen nachtschlaf. von den möhren werden fünf oder sechs mini-stückchen gegessen, dann wird der teller weggeschoben. "möchtest du nicht noch ein bisschen lecker möhre essen?": energisches kopfschütteln. der blick des kindes sagt: "wie könnt ihr es wagen, mir so einen fraß anzubieten!" banane wird gebracht, banane geht immer. das kindlein stopft sich eine halbe banane rein ("hey, abbeißen, hörst du, a-b-b-e-i-ß-e-n hab ich gesagt!") und würgt das letzte stück wieder heraus. da liegt es nun, inmitten der stullenhäppchen- und möhrchen-leichen auf dem boden. quengeln. gut, dann vielleicht noch brotrinde, die wird manchmal auch gern genommen. "hier, guck mal, brotrinde, hmmm...": kopfschütteln. im gleichen moment greifen die kleinen patschehändchen aber danach. das kind beißt ab und kaut, dann wird der rest mit schwung hinuntergeworfen. quengeln. "hier, iss doch noch was!": kopfschütteln. "bist du müde?": "ahm" (= heißt soviel wie "ja"). "soll die mami dich ins bett bringen?": "aaahm!"

mein gott, was sind eltern schwer von begriff.

Montag, 14. August 2006

wie entwickelt sich mein kind, teil 128: laufen lernen mit papoutsis


seit ein paar tagen ist das bienenkindlein stolzer besitzer und träger eines paares papoutsi-schuhe, die ich hier mal ausdrücklich anpreisen und weiterempfehlen will. wer verhindern will, dass sich das eigene kind in den handelsüblichen kinderfußplattmachern und -einzwängern namens 'kinderschuhe' die füßchen völlig deformieren lässt, der sollte beherzt zu papoutsis greifen. darüber hinaus sind die schuhchen mit knapp 25 euro ziemlich kostengünstig.


ansonsten übt das kindlein fleißig das freie gehen, was allerdings meistens nach zwei bis drei schritten misslingt. ab und an werden auch abstände, z.b. zwischen couchtisch und stuhl, falsch einkalkuliert. die folge: unzählige kleine blaue flecken auf dem hübschen kindergesichtchen und auf den ebenso hübschen knubbelknien.
aber er übt unverdrossen weiter, schnappt sich bei nächster gelegenheit wieder einen stuhl und bewegt sich stuhlschiebenderweise durch die ganze wohnung.
die anschaffung eines schiebewagens o.ä. wurde kurzfristig erwogen und wieder verworfen, da wir in dem festen glauben sind, es könne jeden tag soweit sein mit dem freien laufen. das denken wir jetzt schon ein paar wochen.
nunja.

sowohl für uns als auch für außenstehende recht befremdlich und bizarr ist der derzeitige drang des kindleins, weit auszuholen - und sich dann mit den handflächen ins gesicht zu schlagen. mit schmackes. ebenfalls sehr beliebt: an der terrassentür stehen und "kopf gegen glasscheibe: wer gibt eher nach?" zu spielen.
soll ich mir jetzt sorgen machen?
ist ja schön, dass er derzeit seinen eigenen körper entdeckt. aber SO?

liebes jugendamt. wir waren's nicht, ehrlich. hat er ganz allein gemacht.
(glaubt einem doch keine s**.)

Freitag, 11. August 2006

elternstöckchen

habe jetzt erst bemerkt, dass mir ein stöckchen zugeworfen wurde, und bevor es versandet, will ich es mal auffangen. gehört sich ja so.

1. War der Nachwuchs geplant?
kann man kinder planen?

2. Wie hätte er/sie gehießen, wenn er/sie das jeweilige andere Geschlecht geworden wäre?
wird nicht verraten; der name könnte ja noch gebraucht werden.

3. Was war der erste Gedanke, als du erfahren hast, dass du Nachwuchs bekommst?
ich kann nicht zur leipziger buchmesse fahren.

4. Was machte dir am meisten Kummer vor der Geburt deines ersten Kindes?
ich hatte keinen kummer.

5. War der Kummer dann begründet?
--

6. Willst du noch mehr Kinder? Wieviele?
eigentlich ja. eigentlich eins. ABER: siehe 1.

7. Dein ultimativer Tipp an alle (werdenden) Eltern?
sich nicht verrückt machen (lassen).

8. Wie sind deine nächsten Zukunftspläne?
mit kind kann man nichts mehr planen. weder das nächste kind noch die eigene zukunft. aber ich hangele mich meistens frohen mutes von woche zu woche. nächstes wichtiges datum: ab 21.8. fängt die eingewöhnungszeit in der krippe an.

9. Wer bekommt das Stöckchen von dir?
puh… wer will, wer will, wer hat noch nicht?

+10. (zusätzliche Frage vom Feuervogel) Hast du so etwas wie “eherne Grundsätze” die du an dein Kind weitergeben willst?
1. sei freundlich. 2. sei höflich. 3. sei trotzdem du selbst.

Donnerstag, 10. August 2006

prost

der schwiegermütterliche besuch ist wieder abgereist. zeit zur erholung bleibt aber nicht, denn ich muss arbeiten, arbeiten, arbeiten.
mir fiel heute abend wiederholt auf - beim zubettbringen und indenschlafsingen des bienenkindleins -, wie traurig-depressiv oder gewalttätig eigentlich der gesamte volkslied- und kinderliedschatz ist: "die mädchen in der welt sind falscher als das geld" - "schießt in dich das schrot, dass dich färbt die rote tinte, und dann bist du tot" - "ich möcht am liebsten sterben, dann wärs auf einmal still" - "morgen früh, wenn gott will, wirst du wieder geweckt" - "bis dass der jäger - jäger kam und schoss sie nieder" - "als einer dunklen kammer, wo ihr des tages jammer verschließen und vergessen sollt" - "aber dein scheiden macht, dass mir das herze lacht" - "half ihm doch kein weh und ach, musst es eben leiden" - "ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin" - und das "feinsliebchen" schaut natürlich auch nicht rein; der vogel muss allein weiterfliegen, "weil ich hierbleiben muss"; "laurentia" verschiebt ihre ankunft tag für tag und wird sich wohl gar nicht mehr blicken lassen; "sie hat die treu gebrochen"...
jetzt mal eben alles aus dem gedächtnis gekramt, in lockerer reihenfolge. natürlich singe ich die lieder alle dem bienenkindlein vor, da kenne ich nix, wird mir ja sonst zu verzärtelt, das kind.
wenn gewünscht, schreib ich natürlich noch die liedertitel auf.
aber nicht jetzt.
jetzt wird wirklich gearbeitet.
bis ich manisch-depressiv werde oder tot umfalle.
alternativ kann man aber auch mit dem trinken anfangen.

Samstag, 5. August 2006

wieder mal ein großer schritt

es ist vollbracht: nach fünf schweißtreibenden tagen mit ausräumen, umräumen, einräumen, malern, möbel lasieren, etc., ist unser bienenkindlein aus dem elterlichen schlafzimmer ausgezogen und hat nun sein eigenes zimmer - und schläft darin ganz wunderbar und tief und fest.
das ist ein bisschen wie napoleonischer befreiungskrieg: man gewinnt schritt für schritt alte freiheiten wieder (abends im bett lesen!) und erobert sich das eigene terrain zurück.
wie habe ich das vermisst: sich mit kopfkissen und bettdecke einmuckeln und lesen. solange bis einem die augen zufallen. morgens bin ich dagegen nun schon vor dem bienenkind wach und lausche, ob im benachbarten kinderzimmer schon jemand vor sich hinplappert...

p.s.: kann mir mal jemand schlüssig erklären, warum teewurst-, butter-, frischkäse- oder pflaumenmusbrote immer, ich betone: immer, mit dem aufstrich nach unten auf den boden fallen? und wieso kann ein kind so viel freude daran entwickeln, den oben genannten dingen beim hinunterfallen zuzusehen?

Mittwoch, 2. August 2006

unversaut

gemäß der maxime "man sollte immer einen guten film im haus haben" schauten wir gestern adaptation - ein großartiger film.
und mehr noch als die gute idee, die gute umsetzung, die guten schauspieler, die großen gesten und die großen sätze über das leben, bewegte mich EIN moment, ein einziger moment:
meryl streep hält ihren sterbenden/toten drogendealer-liebhaber-entführemichineineanderewelt-freund im arm und heult:
"ich will mein leben zurück. ich will es zurück.
ich will es zurück haben bevor alles versaut wurde.
ich will wieder ein baby sein.
ich will wieder neu sein.
ich will wieder neu sein."

da drängen sich große fragen auf, und es mag einen schier von den beinen reißen, wenn man sich da plötzlich wieder mit aller macht und schlagenden gewalt der verantwortung, der riesigen monströsen verantwortung bewusst wird, die man trägt, indem man dieses kleine menschlein im arm hält, das jetzt noch baby ist, das jetzt noch neu ist, ganz unversaut, ganz ohne arg, ganz unverdorben.

Sonntag, 30. Juli 2006

nach der reise ist vor der reise

die fahrt nach leipzig gestaltete sich ein wenig nervenaufreibend.
bereits als die taxi-tür zuklappte, hatte ich den impuls zuhause anzurufen, um zu fragen, ob denn auch alles in ordnung sei. ich unterdrückte den impuls.
ich rief eineinhalb stunden später an. vorher hatte ich mir - quasi als therapeutische maßnahme - ein paar schuhe gekauft: 35 minuten umsteigezeit müssen ja irgendwie sinnvoll rumgebracht werden.
reist man mit der deutschen bahn, kann man sicher sein, fast immer einen hauch von abenteuer und verwegenheit zu erleben. insofern haben sie ganz recht, liebe frau klabauter.
kurz vor halle blieb der zug stehen. und stand da. und stand.
nach gefühlten drei stunden ließ sich dann der schaffner dazu herab, den noch hoffnungsfrohen reisenden mitzuteilen, dass es einen brand auf der strecke gäbe. die weiterfahrt würde sich um 10-15 minuten verzögern. ich fragte mich: die wartezeit bis jetzt schon eingerechnet oder nicht? wie dem auch sei, alle lehnten sich möglichst entspannt zurück, die klimaanlage arbeitete noch, was will man mehr. für so einen brand kann die bahn ja nix, muss man ja mal sagen, das ist die schlimme hitze, ja, die hitze, die macht alles kaputt. kanzlerin, hilf.
seelisch richtete ich mich auf 20 minuten ein.
es wurden 35 minuten.
endlich zuckelte der zug wieder los. in der zwischenzeit hatte ich mein schminkköfferchen geöffnet, mein buch aus der tasche geholt, meine taschentücher, die zeitung, hatte die schuhe ausgezogen und damit begonnen, meinen füller neu zu "betanken". just in diesem moment hörte ich wie durch einen nebel (vermutlich verursacht durch den nagellack, den ich nebenbei aufzutragen beabsichtigte) die durchsage: "sehr geehrte damen und herren, in kürze erreichen wir halle/saale. bitte alles aussteigen. dieser zug endet hier."
erstauntes murmeln der "sehr geehrten" reisenden. hatte man richtig gehört? war das jetzt ein scherz? ein schlechter? die hitze??
knispern. räusper. "reisende richtung leipzig hauptbahnhof werden gebeten, die regionalbahn zu nehmen, abfahrt 19.40h von gleis 12." räusper. knispern. ich schaute auf die uhr und sah aus dem rechten augenwinkel bereits den bahnhof von halle. langsam begriff ich, dass mir nur 6 minuten blieben.
im nachhinein weiß ich nicht, wie ich es geschafft habe, aber ich saß wirklich 6 minuten später (ohne verlust von gepäckstücken oder persönlichen gegenständen, wie ich hier stolz anmerken darf) in der leider unklimatisierten regionalbahn.
in leipzig angekommen und von meiner reizenden gastgeberin abgeholt, musste ich feststellen, dass ich für eine etwaige (anteilige) fahrpreiserstattung doch noch 10 minuten zu pünktlich war.

ansonsten war leipzig schön und sehr warm. ich hatte mir natürlich den heißesten tag ausgesucht, wie sollte es anders sein.

als ich zwei tage später wieder zurück kam, empfing mich mein kind frei stehend (!) an der wohnungstür, schaute skeptisch, misstrauisch und äußerst irritiert. fast nach dem motto: "moment mal, die kennste doch irgendwoher..." als ich mich, äußerst gerührt und auf kindesliebesentzug meinem kindlein nähern wollte, flüchtete es in papas arme. und blieb dort erst einmal eine weile.
aber zehn minuten später hing er an mir wie ein kleines äffchen, krallte sich fest, presste förmlich sein köpfchen auf meine brust und wollte mich gar nicht mehr loslassen.
ein unglaublicher moment.
fast habe ich lust, morgen mal wieder eine fahrkarte zu kaufen...

Samstag, 29. Juli 2006

familie

"das wort familienbande hat einen beigeschmack von wahrheit."

karl kraus

Mittwoch, 26. Juli 2006

schlechtes timing

vorgestern ist das bienenkind zum ersten mal drei schritte frei gelaufen. eigentlich ungeplant, zufällig - er wollte nur zu papa, der eben diese drei bienenkind-schritte von mir entfernt auf einem stuhl saß, und lief los.
und jetzt denke ich, dass er vielleicht-vermutlich-höchstwahrscheinlich in den nächsten tagen "richtig" frei laufen wird. und ich werde nicht da sein.
in vier stunden geht mein zug. und der abschiedsschmerz ist mindestens genauso groß wie meine vorfreude. ich werde mich davonstehlen, wenn mein kind im sanften mittagsschlummer liegt, und erst in zwei tagen wiederkommen.
für das bienenkind werden die zwei tage vermutlich wie eine halbe stunde sein; für mich sind sie eine kleine ewigkeit.

und jetzt noch schnell mit dem handy ein hübsches foto vom bienenkind machen und eine kleine sprachaufnahme. die richte ich mir dann als klingelton ein.
Lilypie Fünfter Ticker