Sonntag, 30. Juli 2006

nach der reise ist vor der reise

die fahrt nach leipzig gestaltete sich ein wenig nervenaufreibend.
bereits als die taxi-tür zuklappte, hatte ich den impuls zuhause anzurufen, um zu fragen, ob denn auch alles in ordnung sei. ich unterdrückte den impuls.
ich rief eineinhalb stunden später an. vorher hatte ich mir - quasi als therapeutische maßnahme - ein paar schuhe gekauft: 35 minuten umsteigezeit müssen ja irgendwie sinnvoll rumgebracht werden.
reist man mit der deutschen bahn, kann man sicher sein, fast immer einen hauch von abenteuer und verwegenheit zu erleben. insofern haben sie ganz recht, liebe frau klabauter.
kurz vor halle blieb der zug stehen. und stand da. und stand.
nach gefühlten drei stunden ließ sich dann der schaffner dazu herab, den noch hoffnungsfrohen reisenden mitzuteilen, dass es einen brand auf der strecke gäbe. die weiterfahrt würde sich um 10-15 minuten verzögern. ich fragte mich: die wartezeit bis jetzt schon eingerechnet oder nicht? wie dem auch sei, alle lehnten sich möglichst entspannt zurück, die klimaanlage arbeitete noch, was will man mehr. für so einen brand kann die bahn ja nix, muss man ja mal sagen, das ist die schlimme hitze, ja, die hitze, die macht alles kaputt. kanzlerin, hilf.
seelisch richtete ich mich auf 20 minuten ein.
es wurden 35 minuten.
endlich zuckelte der zug wieder los. in der zwischenzeit hatte ich mein schminkköfferchen geöffnet, mein buch aus der tasche geholt, meine taschentücher, die zeitung, hatte die schuhe ausgezogen und damit begonnen, meinen füller neu zu "betanken". just in diesem moment hörte ich wie durch einen nebel (vermutlich verursacht durch den nagellack, den ich nebenbei aufzutragen beabsichtigte) die durchsage: "sehr geehrte damen und herren, in kürze erreichen wir halle/saale. bitte alles aussteigen. dieser zug endet hier."
erstauntes murmeln der "sehr geehrten" reisenden. hatte man richtig gehört? war das jetzt ein scherz? ein schlechter? die hitze??
knispern. räusper. "reisende richtung leipzig hauptbahnhof werden gebeten, die regionalbahn zu nehmen, abfahrt 19.40h von gleis 12." räusper. knispern. ich schaute auf die uhr und sah aus dem rechten augenwinkel bereits den bahnhof von halle. langsam begriff ich, dass mir nur 6 minuten blieben.
im nachhinein weiß ich nicht, wie ich es geschafft habe, aber ich saß wirklich 6 minuten später (ohne verlust von gepäckstücken oder persönlichen gegenständen, wie ich hier stolz anmerken darf) in der leider unklimatisierten regionalbahn.
in leipzig angekommen und von meiner reizenden gastgeberin abgeholt, musste ich feststellen, dass ich für eine etwaige (anteilige) fahrpreiserstattung doch noch 10 minuten zu pünktlich war.

ansonsten war leipzig schön und sehr warm. ich hatte mir natürlich den heißesten tag ausgesucht, wie sollte es anders sein.

als ich zwei tage später wieder zurück kam, empfing mich mein kind frei stehend (!) an der wohnungstür, schaute skeptisch, misstrauisch und äußerst irritiert. fast nach dem motto: "moment mal, die kennste doch irgendwoher..." als ich mich, äußerst gerührt und auf kindesliebesentzug meinem kindlein nähern wollte, flüchtete es in papas arme. und blieb dort erst einmal eine weile.
aber zehn minuten später hing er an mir wie ein kleines äffchen, krallte sich fest, presste förmlich sein köpfchen auf meine brust und wollte mich gar nicht mehr loslassen.
ein unglaublicher moment.
fast habe ich lust, morgen mal wieder eine fahrkarte zu kaufen...

Samstag, 29. Juli 2006

familie

"das wort familienbande hat einen beigeschmack von wahrheit."

karl kraus

Mittwoch, 26. Juli 2006

schlechtes timing

vorgestern ist das bienenkind zum ersten mal drei schritte frei gelaufen. eigentlich ungeplant, zufällig - er wollte nur zu papa, der eben diese drei bienenkind-schritte von mir entfernt auf einem stuhl saß, und lief los.
und jetzt denke ich, dass er vielleicht-vermutlich-höchstwahrscheinlich in den nächsten tagen "richtig" frei laufen wird. und ich werde nicht da sein.
in vier stunden geht mein zug. und der abschiedsschmerz ist mindestens genauso groß wie meine vorfreude. ich werde mich davonstehlen, wenn mein kind im sanften mittagsschlummer liegt, und erst in zwei tagen wiederkommen.
für das bienenkind werden die zwei tage vermutlich wie eine halbe stunde sein; für mich sind sie eine kleine ewigkeit.

und jetzt noch schnell mit dem handy ein hübsches foto vom bienenkind machen und eine kleine sprachaufnahme. die richte ich mir dann als klingelton ein.

Samstag, 22. Juli 2006

reisen

bin wieder da. halbwegs.

es ist ja so, dass sich alles immer ganz schnell relativieren kann, und dann kann - quasi als einzig positiver nebeneffekt menschlicher tragödien - einen so schnell nichts mehr aus der bahn werfen: kein quengelndes kleinkind, kein nörgelnder ehemann, nicht die hitze, auch nicht das schlechteste manuskript aller zeiten oder die attacke zweier blutrünstiger bremsen auf dem wäschetrockenplatz.
*queen of the bees is giving a high five*
bleibt nur zu hoffen, dass mich zu guter letzt nicht noch eine verwerfung aus der bahn wirft, wenn ich eben jener sitze, am mittwoch nächster woche - auf dem weg nach leipzig.
das ist dann auch eine premiere: das erste mal eine nacht (genauer: zwei) ohne mein kindlein.
dafür werde ich ein anderes - vier wochen altes - kindlein im arm halten und meinen 90jährigen großvater.

das wird eine schöne, große, gute reise.

Sonntag, 16. Juli 2006

keine kraft

manchmal kann sich ein strahlend blauer himmel unvermutet schwarz färben.

ich bitte alle um verständnis, wenn ich jetzt und vielleicht die nächsten tage nicht blogge.
herz und hirn sind ganz bei jemand anderem, und ich habe nicht die kraft zu teilen.

Donnerstag, 13. Juli 2006

pfui spinne

an berliner kinder

was meint ihr wohl, was eure eltern treiben,
wenn ihr schlafen gehen müßt?
und sie angeblich noch briefe schreiben.
ich kann's euch sagen: da wird geküßt,
geraucht, getanzt, gesoffen, gefressen,
da schleichen verdächtige gäste herbei.
da wird jede stufe der unzucht durchmessen
bis zu papagei-sodomiterei.
da wird hasardiert um unsagbare summen.
da dampft es von opium und kokain.
da wird gepaart, dass die schädel brummen.
ach schweigen wir lieber. - pfui spinne, berlin!

(joachim ringelnatz)

linkliste adé

merkwürdigerweise kann ich meinen blog nur wieder herstellen, indem ich auf die linkliste verzichte. wieso-weshalb-warum-wernichtfragtbleibtdumm... nein, ich frage da nicht nach.
alle, die ich vorher verlinkt hatte, mögen mir verzeihen (oder mir einen tipp geben, wie es vielleicht doch noch klappen könnte).

ansonsten ist schönes wetter. außen wie innen.

Mittwoch, 12. Juli 2006

blogger und html-spezialisten sind gefragt

hilfe, kann mir bitte mal jemand erklären, warum meine "sidebar" auf der website nach links unten weggerutscht ist? ich finde in meiner vorlage auch die entsprechende html-formatierung nicht. scheint gar nicht da zu sein. blogger aller länder, bitte helft mir!
es sieht grauslich aus.

Montag, 10. Juli 2006

leben und leben lassen

in den letzten vier wochen haben zwei freundinnen von mir ein kind bekommen (eine ihren zweiten sohn, die andere ihr erstes kind, ein mädchen) und zwei freundinnen haben mir unabhängig voneinander am selben tag erzählt, dass sie schwanger sind.
ein kind erwarten.
klingt gut: ein kind erwarten.
fast würde man, fast könnte man, fast träumte man...
naja, seien wir mal vernünftig und lassen wir das.
nur weil das bienenkindlein sich seit tagen von seiner schokovanillezuckerzuckersüß-seite zeigt, heißt das nicht, dass das in sagen wir 10-12 monaten auch noch so sein wird. wahrscheinlich wird er gerade dann seine schärfste trotzphase mit sich und uns (und eben dem baby) austragen.
also: nein.
nein.
nein.
*bienenmama guckt grad sehr vernünftig*

es gibt auch noch anderen anlass zur ausufernden freude:
nein, ich meine nicht den weltmeister der herzen, wie ich heute in 165pt-schrift in der zeitung lesen konnte.
ich meine einen anruf von einem herrn w. aus hannover, geschäftsleitung der telekom.
ja, ihr habt richtig gehört.
ergebnis: unsere beschwerde hatte erfolg, die mahnungen bestanden zu unrecht, unser buchungskonto wird auf "0" gesetzt, wir werden keine post mehr von seiler & ganoven erhalten.

zitat des tages: "alles was ich möchte, ist, mein leben so zugrunde zu richten, wie ich es gern möchte." (eine tochter an ihre eltern)

firma des tages: telekom.

Freitag, 7. Juli 2006

apropos kindergarten

"miguel ist ein pummeliger kleiner junge und bemerkenswert helle, aber alles andere als überschwänglich. heute scheint er besonders ernst zu sein. er umarmt bentley zum abschied. der kindergarten ermuntert die kinder im sinne eines nicht genauer bezeichneten erziehungsideals zu solchen umarmungen - vielleicht um zu erreichen, dass die jungen nicht zu jener sorte mann reifen, die bomben auf unschuldige zivilisten wirft. ich weiß wirklich nicht so recht, warum sich die erzieherinnen die mühe machen, wo doch professorenkinder mit weit größerer wahrscheinlichkeit zu jener sort mann heranwachsen, die im weißen haus sitzt und anderen befiehlt, die bomben zu werfen - so mal eben zwischen den umarmungen ihrer wähler."

stephen l. carter: schachmatt (dt. von j.-chr. rojahn und h.-u. möhring)

Donnerstag, 6. Juli 2006

neues von der lieblingsknuddelkuschelfirma

ja, der fragezeichenkrippenplatz ist jetzt ein richtiger halbtagskrippenplatz.
ich vergaß es zu erzählen: es hat noch einmal viele viele telefonate, betteleien und verbiegungen gebraucht - aber jetzt habe ich ihn und geb ihn nicht wieder her. und hoffe natürlich, dass irgendwann aus dem "halbtags" ein "ganztags" wird.

auch ist mal wieder ein bericht über meine persönliche knuddelkuschelfirma telekom fällig: wir haben jetzt zum vierten mal widerspruch gegen die mahnbescheide eingelegt, sowohl bei der telekom als auch bei den putzigen anwälten seiler & kollegen, die das geld von uns eintreiben wollen. aber wir bekommen nur immer wieder neue "letzte außergerichtliche zahlungsaufforderungen". in der zwischenzeit habe ich herausgefunden, dass diese anwaltskanzlei ein inkassounternehmen ist und als solches eine 100%ige tochter des telekom-konzerns, da von diesem gegründet.
wenn man bei google die wörter "telekom, mahnung, seiler" eingibt, erhält man tiefe einblicke in die geschundenen seelen von mindestens hunderttausend betrogenen und hasserfüllten telekom-kunden und erfährt so nebenbei, dass seiler & halunken mit äußerst rüden methoden vorgehen, am rande der legalität.
falls einer das hier liest, der ähnliches gerade durchleidet (die wahrscheinlichkeit ist hoch), gebe ich hier einmal die von allen telekom-seiler-rechtsverbrecher-opfern empfohlene taktik weiter:
1. den mahnbescheiden schriftlich widersprechen.
2. weitere mahnbescheide ignorieren.
3. letzte außergerichtliche zahlungsaufforderung ignorieren.
4. dem gerichtlichen mahnbescheid (der irgendwann kommen wird: amtsgerichte in deutschland verschicken mahnbescheide ungeprüft!) innerhalb von 14 tagen (unbegründet) widersprechen.
5. schreiben der anwälte ignorieren, dass man den widerspruch zurücknehmen soll.
6. schreiben der telekom ignorieren, dass zahlungsunfähigkeit (na klar, das wird dann erst einmal unterstellt) kein grund sei, dem mahnbescheid zu widersprechen.
7. schreiben der anwälte ignorieren, dass man jetzt wirklich klagen wolle.
8. schreiben der anwälte ignorieren, in dem zu einer zahlung einer teilsumme aufgefordert wird und die erlassung der restlichen summe in aussicht gestellt wird. (wie unter russisch-kasachischen brüdern: "he, du, towarritsch, wirrr machn unterrr uns aus, hä")
9. meistens kommt dann nix mehr. (weil der kläger in der beweispflicht ist - und die telekom kann nicht beweisen, dass wir beträge schuldig sind, weil wir ihnen nun mal nichts schuldig sind...)

wenn jetzt aber jemand zu einem anderen anbieter wechseln will: vorsicht! es mehren sich die zeichen, dass man dann unter umständen vom regen (unter umgehung der traufe) direkt in der sch.. landet. und dann drin sitzt. für immer.
wir haben nun bei der telekom einen dsl-anschluss beantragt. mal sehen, wie alles wird...
*bienenkönigin reibt sich die hände und guckt interessiert auf die vor ihr liegenden wochen*

wort des tages: kommunikationskultur.
lied des tages: stand up, stand up, stand up for your rights...

Mittwoch, 5. Juli 2006

preis zahlen

ich weiß, ich mache mir jetzt viele feinde, aber ich war doch sehr dankbar über die niederlage der deutschen fußballmannschaft. kein besoffenes gegröle, kein autohupen, keine verwirrten, berauschten menschen auf der straße, die "berlin, berlin, wir fahren nach berlin" brüllen.
statt dessen herrliche ruhe. wo man doch nachts die fenster öffnen MUSS, um nicht zu ersticken.
und ganz ehrlich: wer dermaßen in der defensive schlampt, weil er gedanklich schon beim elfmeterschießen ist, der hat nichts anderes verdient.
so.

ansonsten gedenke ich heute noch zu arbeiten. ich weiß zwar nicht, was dabei rauskommt, wenn man bei 34 grad im schatten ein manuskript lektoriert, aber es kann ja ganz interessant werden. außerdem bin ich jung und brauche das geld.

heute morgen war ich mit dem bienenkindlein zum ersten mal zusammen in seiner neuen krippe. dort ist alles so schön und so neu und so gemütlich und und und... - trotzdem beschleicht mich ein seltsam trauriges gefühl. jetzt ist es also real. mein kind wird in ca. sechs wochen in die krippe gehen und schritt für schritt dort lernen, ohne mich zurechtzukommen.
damit geht zwar ein wunsch in erfüllung, aber man bezahlt eben auch einen (im übertragenen sinne) preis dafür.

um so mehr werde ich nun die nächsten wochen mit kindlein genießen. betütteln. bespielen. mich an all seinen gesten und geräuschen und mimiken und geplapper erfreuen.

bild des tages: das bienenkindlein, wie es sich eine ganze schale erdbeeren einverleibt, genüsslich erdbeere für erdbeere mit den kleinen babyspeckfingerchen rausklaubt, sie ansieht, sie in den (weit geöffneten) mund schiebt, schmatzt, kaut, "ham-ham" sagt und mich mit glückseligem lächeln anschaut.

zitat des tages: es gibt dinge im leben, die sind einem viel wert. aber die haben auch ihren preis. (preisfrage: sagt wer in welchem film?)

Dienstag, 4. Juli 2006

zitat des tages

"der mensch ist ein exempel der beispiellosen geduld der natur."
christian morgenstern

p.s.

heute morgen war wieder einmal der t-online-zugang gesperrt.
jetzt sind wir wieder entsperrt.
vielleicht hat mein leben nur dann einen sinn, wenn ich mindestens zweimal im monat ge- und wieder entsperrt werde. vielleicht tut die telekom mir ja deshalb einen gefallen, und ich weiß es gar nicht zu schätzen. vielleicht findet das ja alles nur noch in meinem gehirn statt und gar nicht im wirklichen leben.
vielleicht gehe ich jetzt doch eine waffe kaufen.

patsch

das bienenkind hat heute morgen zum ersten mal in die hände geklatscht.
ohne animation, ohne hilfe, einfach so.
vermutlich aus freude darüber, endlich aus dem bettchen zu dürfen, und weil es ja dann auch immer gleich frühstück gibt. das geräusch, das es durch das händeklatschen erzeugte, dieses kleine "patsch", war wiederum anregung genug, es immer und immer wieder zu tun.
jetzt, beim mittagessen, wurde wieder geklatscht. mama hat dazu "backe backe kuchen" und "ringel ringel reihe" gesungen, und das kindlein war fröhlich wie nie, ließ sich gerade hellauf begeistert zum mittagsschlaf hinlegen und träumt nun vermutlich von hunderten von kuchen, wo doch das backen händeklatschend angefeuert werden und man hinterher alles genüsslich verspeisen kann.

Montag, 3. Juli 2006

3 optionen + 0 chancen

nicht, dass frau margot käßmann zu den wichtigen menschen in meinem leben gehört, deren ausführungen ich regelmäßig lauschen würde, oder gar eine freundin von mir sei (im gegenteil: ihr ständiges „ich bin christin und ein guter mensch“-gerede treibt mir oft die teufelshörnchen aus dem schädel), aber was sie im interview in der (übrigens lesenswerten) geo-ausgabe „kindheit und erziehung“ gesagt hat, trifft den nagel auf den kopf, und zwar schmerzhaft:
frau käßmann sagte sinngemäß, dass frauen hierzulande drei optionen haben, und jede dieser gewählten optionen kann nur falsch sein:
1. man bleibt kinderlos und arbeitet. dann ist man die karrierezicke. (anm. d. bienenkönigin: interessant auch, dass man(n) immer von „karriere“ redet, wo man als frau eigentlich nur „arbeit“ bzw. „job“ meint.)
2. man bekommt kinder und geht arbeiten. dann ist man die rabenmutter, die ihre kinder aufs sträflichste vernachlässigt (anm. d. b.: bemerkenswert originell ist in diesem zusammenhang die neue deutsche sprachschöpfung „fremdbetreuung“)
3. man bekommt kinder und bleibt zuhause. dann ist man das heimchen, das muttchen am herd, das sich zu fein zum arbeiten ist und vom wirklichen leben keine ahnung hat.

wann fangen wir an, diese drei optionen als gute, gleichberechtigte lebensentwürfe zu sehen??
auch stehen immer nur frauen unter diesem rechtfertigungsdruck, männer eigentlich nie.
bewirbt man sich als mutter auf eine neue stelle, lautet in der regel eine der ersten fragen beim bewerbungsgespräch: „und wie regeln Sie die kindbetreuung?“ väter würde man dergleichen nicht fragen, man geht selbstverständlich davon aus, dass der vater der ernährer und die mutter die kindesbetreuerin („heimchen“, option 3) ist. dass man sich heutzutage diese „jobs“ (s.o.) auch teilen kann, ist bei vielen (in der regel männlichen) firmenchefs, büroleitern, etc. noch nicht (im schädel, s.o.) angekommen.
frau käßmann weiter:
„auch dieser seltsame mutter-mythos stört mich: im idealfall bringt sie morgens perfekt gekleidet die kinder zur schule, leitet dann ein unternehmen, macht abends eine gute figur im kleinen schwarzen. und ist schuld, wenn die tochter eine fünf in französisch nach hause bringt.“

zu diesem post passt noch das schöne zitat von theodor gottlieb von hippel, das ich heute fand:
„frauenzimmer gehören zum menschlichen geschlecht, sind in dieser qualität in die bürgerliche gesellschaft als durchaus ohnentbehrliche glieder mit eingetreten, und müßten also mit dem männlichen geschlecht überall, wo diese natur es nicht verbaut, gleiche rechte haben.“
(1793 geschrieben. und zweihundertdreizehn jahre später immer noch keine wirklichkeit.)

Samstag, 1. Juli 2006

veränderungen

habe heute zwei interessante dinge festgestellt:

1. das bienenkind (= "fresssack") isst mittlerweile mehr als die bienenmama:
frühstück: bienenkind: zwei toasts (manchmal mit ein bisschen ei); bienenmama: ein toast (manchmal mit dem rest vom ei)
mittagsessen: bienenkind: ein gläschen oder ein teller mit warmer liebevoll zubereiteter speise :-); bienenmama: mittagessen fällt aus
nachmittags: bienenkind: ein kleines müsli und/oder 1 banane und/oder apfelschnitze und/oder zwieback und/oder erdbeeren/anderes obst; bienenmama: 1 tasse kaffee
abends: bienenkind: 1 stulle mit kalbsleberwurst, 1 stulle mit (frisch-)käse, 1 würstchen (so zum beispiel heute); bienenmama: die rinde vom brot, die wurstzipfel (und nebenher heimlich eine stulle mit käse).
soll ich mich wirklich wundern, dass er schon in klamottengröße 92 ist??
aber wieso komme ich nicht aus der 44?
fragen über fragen.

2. beginn des tausch- und ablasshandels:
gibst du mir meinen schlüsselbund zurück, wenn ich dir dafür ein lied vorsinge?
bekomme ich die tasse, wenn du dafür die tür beliebig auf und zu machen kannst?
du gibst mir die tasse nicht, na gut, wie wärs mit dem kuschelhasen? oder einem zwieback?
lass doch die doofe langweilige schranktür, guck mal, hier ist dein auto!! tut-tut!! du willst lieber puzzeln? dann darf ich dir aber vorher die fingernägel schneiden!
so in der art. den ganzen tag.
auf die variante "wenn ich dich jetzt den karottensaft übers parkett schütten lasse, bekomme ich dann später einen kuss" muss ich noch warten, denn knutschen kann das bienenkind noch nicht.
aber "ei-ei" machen. wohlgemerkt ganz sacht-lässig und doch behutsam-zärtlich nur mit dem zeigefinger.

p.s. wollte gestriges stöckchen von nils noch weiterreichen, an frau julie, frau klabauter und an scayla. habe nun gesehen, dass letztere sich das stöckchen schon von selbst gegriffen hat. bravo. :-)
Lilypie Fünfter Ticker