Mittwoch, 30. August 2006

dramatische wende

als ich heute mittag mein kindchen (nach fast 2 stunden trennung und tschüss-sagen bereits an der tür) abholte, strahlten die sonne und er um die wette; und die erzieherin s. sagte zu mir: "es ist wirklich toll - als ob er schon ein ganzes jahr in der krippe wäre."
auf dem heimweg genoß ich mein glück, die sonnenstrahlen, einfach alles.
ein moment zum davonschweben.

und dann passierte etwas, das man im klassischen drama "retardierendes moment" nennt: ich bemerkte, wie meinem kindlein die nase lief. gefolgt von einer "klassischen" reaktion: ich wollte es nicht wahrhaben, nicht an einen infekt glauben, sondern führte es auf das (im moment wirklich mal wieder schlimme) zahnen zurück, auf die frische luft draußen, etc.
aber nach einigen stunden und einem sehr sehr unruhigen mittagsschlaf, den er zum teil angekuschelt neben mir und mit papas pyjama als trostspender unterm kopf verbrachte/verbringen musste (etwas, das ich sonst nicht von meinem kindlein kenne), nach bächen, ach, was rede ich, strömen von rotz war es mir klar: mein kindlein hat doch einen infekt.
was wohl bedeutet: es kann vier tage lang nicht zur krippe gehen. was bedeutet: mittagessen + mittagsschlaf in der krippe (und damit die nächste stufe der eingewöhnung) verschieben sich auf nächste woche. wer weiß, ob wir nicht am montag (sofern das bienenkindlein bis dahin wieder halbwegs fit ist) bei "null" anfangen müssen.
was auch bedeutet: dass die viele arbeit, unter der sich hier mein schreibtisch biegt, noch ein bis zwei wochen länger warten muss.
was bedeutet: morgen mit cheffe telefonieren und um verständnis betteln.

um 19 uhr haben wir ihn heute zu bett gebracht, und bis jetzt ist er zweimal aufgewacht und brauchte trost. der bienenpapa erzählte, dass er völlig verrotzt und schniefend und todunglücklich in seinem bettchen saß, die augen groß und verheult.
der arme kerl tut mir sooo leid...
ich hoffe, dass das baby-paracetamol-zäpfchen beim schlafen und zur-ruhe-kommen hilft.
ansonsten steht uns eine "heiße nacht" bevor. aber das ist die geringste meiner sorgen. wenig schlaf bin ich ja gewohnt (s. letzter post).
hauptsache, der lütte wird bald, ganz bald wieder gesund.

wer braucht schon schlaf

komme gerade vom wäsche-aufhängen, nicht vom lachen, aus dem keller und habe in eben diesem meine energie und kraft gelassen. alles im keller. *b. grinst s. einmal breit an*
der göttergatte ist eben auch von der arbeit nach hause gekommen - wir leben getreu dem fassbinderschen motto: "schlafen kann ich, wenn ich tot bin."
und dann ist auch noch mein wecker kaputt gegangen.
sollte ich dies als zeichen werten und mich nicht mehr dem diktat der zeit unterordnen?
hach, ich hab ja vergessen, dass ich ein kind hab. naja, ein anderes mal vielleicht.

die krippentage gestalten sich zunehmend nur noch für mich aufreibend - mein kindlein nimmt derzeit jede trennung mit stoischer gelassenheit hin und ist noch nicht einmal sonderlich freudig erregt, wenn ich nach einer stunde trennung wiederkomme.
so war es nämlich auch heute. zweimal.
und das bienenkind hat kein einziges mal geweint. das muss mal hervorgehoben werden.
währenddessen renne ich im park und (als ich das gefühl hatte, dass ich langsam auffalle) in der stadt rum und kann keinen klaren gedanken fassen.
den klingelton vom handy auf maximale lautstärke stellen, kann kurzfristig eine beruhigende maßnahme sein. mal nebenbei.

nun denn, jetzt bzw. übermorgen geht es dann in die nächste, ungleich schwerere phase: mein kindlein soll von mir gebracht werden; ich verabschiede mich (wie heute) und - komme erst nach dem mittagsschlaf wieder!
ohjeohjeohje, ob das mal gut geht.
habe eben noch schnell eine checkliste für die erzieherinnen betreffs bettritual verfasst.

jetzt werde ich doch noch eine stunde arbeiten.
der wecker, äh das mobiltelefon, klingelt in sechs stunden.
bis morgen!

Montag, 28. August 2006

ein krippenkind, wie stolz das klingt

etwas, was ich nun die nächsten zwei jahre jeden tag zweimal sehen werde:

uns bleibt nur die flucht, nur die flucht (stefan zweig)

meine derzeitige, wiederholte lektüre. kann man theoretisch 200 mal lesen, und man findet immer noch eine neue wahrheit.

zum tristen dasein:
eigentlich muss ich noch wäsche zusammenlegen, aufräumen, die geschirrspülmaschine einräumen und anwerfen, die waschmaschine befüllen, ganz zu schweigen von: 20 seiten manuskript lektorieren (die letzten seiten, hallelujah), mehrere dienstliche emails beantworten.
so viel zum thema "mensch bleiben". um 22.16h MEZ.
vielleicht besteht die einfachste art des stillen, inneren protests sowie der flucht vor dem mutter-maschine-erfüllungs-szenario darin, jetzt hier zu sitzen und diesen blog zu schreiben.
nunja.

die zweite krippenwoche:
... fing gut an. wider erwarten mussten wir nicht bei null anfangen nach dem wochenende. das bienenkindlein war sehr lieb, spielte fein, malte, aß kekse, trank aus einem becher (! - weil die anderen kinder ja auch aus einem becher trinken), puzzelte, belud mehrere trecker und schob den puppenwagen rum.
alles gut, alles fein.
morgen aber wird es schwer - für mich. denn morgen stehen 1,5 (ja, anderthalb!) stunden trennung "auf dem programm". was werde ich nur tun in dieser zeit? nach hause gehen kann ich nicht, da werde ich nur von wand zu wand laufen. kann man sich 1,5 stunden im park rumtreiben, ohne dass die polizei auf einen aufmerksam wird? oder das ordnungsamt? oder werde ich wieder eine andere rumtreiber-trennungsversuch-mutter sehen und ihr freundlich zuwinken?

jetzt aber ran an die buletten resp. wäsche resp. manuskript.
(*b. legt den schalter um auf "mutter-maschine"*)

p.s.: liebe frau klabauter, habe den "augengeklimper"-comment gelesen, finde ihn aber merkwürdigerweise nicht auf der page. wie dem auch sei: ich gebe mir mühe und gelobe besserung!

Sonntag, 27. August 2006

messlatte

danke für alle eure lieben und wahren comments.
morgen beginnt wieder ein neuer abschnitt, die zweite krippenwoche. ich werde berichten.

ganz allgemein möchte ich mal loswerden, wie schwer es ist (immer noch), allem und allen gerecht zu werden. wie sehr es mich müde macht und manchmal gereizt (sorry, bienenpapa) und manchmal traurig.
das betrifft ja nicht nur das bienenkindlein und meine arbeit. sondern auch meinen wunsch, trotz aller belastung und verantwortung und liebe zum kind (und liebe zur arbeit) noch ein mensch zu bleiben, ein richtiger mensch, der auch mal faulenzt, der stundenlang mit freunden telefoniert, der ins theater geht, der viel liest, der sich zeit nimmt für die zeitung am morgen, der einen kuchen backt inmitten des größten chaos.
mehr noch: der fehler macht und sie sich verzeiht; der sich selbst treu bleibt.
auch unter den widrigsten umständen.
wie sehr versuche ich das jeden tag.
und dann gibt es da diese schizophrenie: manchmal zu wissen und zu sagen: "ich bin glücklich." und im nächsten moment zu denken: "es fehlt mir was." aber vielleicht ist das der innere motor, der mich antreibt, und darum ist es gut so.
wir halten ja den zollstock selbst, mit dem wir uns messen.

Freitag, 25. August 2006

loslassen

die letzten beiden krippentage haben geschlaucht, aber nur mich, nur mich.
heute wurde ein erster "trennungsversuch" unternommen, der so aussah, dass ich verstohlen durch einen park schlich, permanent auf einen anruf wartend (die linke hand umkrampfte das handy), alle zwei minuten auf die uhr sah (es waren 30 minuten vereinbart worden) und mir vorkam wie bridget jones in "schokolade zum frühstück", der keiner gesagt hatte, dass die "priester-und-nutten-party" doch noch in eine ganz normale gartenparty umgewandelt wurde, und die sich nun deshalb mit all den priestern und nutten, denen es ebenfalls keiner gesagt hatte, im park rumtreibt.
als ich wieder in die krippe zurück kam ("schweig stille, mein herz"), ließ sich das bienenkindlein gerade von t. durch den flur führen und sich alles zeigen.
mir wurde berichtet, dass er mich nur anfangs kurz vermisste hätte, dann aber ziemlich schnell zur tagesordnung, sprich: spielen, buch angucken, mit bällen werfen, übergegangen war. von gebrülle, geweine, geschrei keine spur.
puh, den schritt hätten wir also geschafft.

einen noch viel größeren hat heute mein kindlein ganz allein gemacht:
es zog sich wie immer an unserer truhe hoch, stand dort unentschlossen, während ich ca. 5 meter entfernt auf dem boden saß und seine holzbausteine sortierte.
und dann passierte es, einfach so:
er lief bzw. wackelte los.
ohne festhalten, entlanghangeln, ohne netz und doppelten boden.
die ganze strecke ohne hinzufallen.
ich war völlig geplättet und fing erst einmal an zu heulen.

den ganzen nachmittag spielten wir dann noch "hinstellen - loslaufen". das bienenkindlein quietschte vor vergnügen, und ich ... ja, ich war glücklich.
richtig glücklich.
*die bienenkönigin nimmt sich mal noch ein taschentuch*

Donnerstag, 24. August 2006

"beruf: lehrer"

was ist schon ein dritter krippeneingewöhnungstag (tolles wort, nicht) gegen das, was mich in fünf jahren erwartet...
heute abend habe ich gesehen, wie die realität an staatlichen realschulen aussieht.
gute nacht, deutsches bildungssystem.

Dienstag, 22. August 2006

vermessen

ist es vermessen, nach zwei tagen eingewöhnungszeit bereits erleichtert und hoffnungsfroh zu sein? ich bin es jedenfalls, und es ist, als ob mir tausend mühlsteine vom herzen fielen...: denn auch heute war alles wunderbar unkompliziert.
ich muss zuvor gestehen, dass dem bienenkindlein heute einiges zugemutet wurde: erst morgens die handwerker im haus, dann in die krippe, am nachmittag besuch von zwei freunden bis zum abendessen.

zweiter krippentag bedeutete: weder geweine noch geschrei, sondern "nur" noch ängstliches zögerliches abtasten zu beginn, nicht-in-den-raum-gehen-wollen, dazu ein ausgeprägtes "fass-mich-nicht-an"-verhalten. aber alles normal und durchaus bienenkind-typisch.
dank der wirklich liebevollen und einfühlsamen art der erzieherinnen taute das eis aber heute noch schneller als gestern, und nach ca. 15 minuten saß das bienenkindlein quietschvergnügt auf dem boden und spielte, krabbelte mal dahin, mal dorthin, schaute begeistert-fröhlich den anderen kindern zu, "redete", lachte sein "pruste-lachen" und wirkte rundum zufrieden.
für eine ganze (für mich vermutlich längere) zeit vergaß er, dass ich überhaupt da war.
er ließ sich sogar - heutiger höhepunkt - für ca. 10 minuten von t. (zu der er sich scheinbar am meisten hingezogen fühlt) in den waschraum und in den flur führen; und als er wieder um die ecke bog und mich sah, freute er sich, aber mehr nach dem motto: "achja, mama ist ja auch da."
mutterherz, was willst du mehr.
es ist einfach unglaublich gut zu sehen, wie wohl er sich dort zu fühlen scheint.
morgen werden es nun schon 2,5 stunden sein.

see you tomorrow.

der erste krippentag...

... verlief unerwartet gut.
man könnte es vielleicht aber auch erst einmal als harmloses aufwärmtraining bezeichnen.
wir hatten uns auf eine stunde festgelegt, und in dieser einen stunde spielte das bienenkind - natürlich nach anfänglichem gebrüll und geweine - ausgesprochen selbstvergessen bereits mit einem anderen kind und mit der erzieherin t. (ich werde alle namen abkürzen) t. war ungeheuer lieb und einfühlsam, ließ meinem sohn alle zeit der welt, sich in der neuen umgebung zurecht zu finden. anfänglich hing ungefähr fünf minuten lang mein kindlein wie eine klette an mir, dann stellte er sich neben mich hin, hielt sich noch an meinem bein fest, um dann schließlich schritt für schritt im wahrsten sinne des wortes die räume zu erkunden. irgendwann setzte sich t. neben uns und fing an, mit ihm zu spielen; er schaute immer wieder zu ihr hoch und "redete" mit ihr. ich fasste mir ein herz und entfernte mich meter für meter von ihm, bis ich sogar im (vom spielezimmer einsehbaren) nachbarraum mit den anderen (netten) eltern einen kaffee trinken konnte.
als ich nach einer stunde zu ihm hinging und ihm sagte, wir müssten jetzt tschüss sagen und winke-winke machen, um nach hause zu gehen, fing er an zu quengeln und weinte schließlich beim jacke-anziehen.
wer hätte das gedacht.
heute fühlte ich, dass vielleicht alle meine sorgen und ängste unbegründet sind.
dass das band, das unsichtbare (wie recht du hast, sonne), ein so starkes ist, nicht brüchig werden kann, gar zerreißen. dass es eben ganz viel aushält.

ich werde weiter berichten.

ansonsten habe ich heute noch im akkord kuchen gebacken, das wohnzimmer geputzt (die handwerker kommen morgen, und irgendwie ist mir immer wohler, wenn alles einigermaßen herzeigbar ist, auch wenn es ja wieder eingedreckt wird, eigentlich schizophren...), mit dem bienenkindlein bis zu (meiner) erschöpfung rumgetobt.
bin jetzt hundemüde.

achja, und wir haben festgestellt, dass das bienenkind kein roggenbrot mag. die allabendliche essensnörgelei und -quälerei hätten wir uns wochenlang sparen können, wären wir nur eher dahinter gekommen. als ich ihm nämlich zwei wurst-toast-brote machte, schlang er alles hinunter und schaute uns hinterher glückselig an.

bienenkindessen des tages: teewurst-toastbrot und blaubeeren-nachtisch.
mama des tages: ich.
lied des tages: long long way to go

Sonntag, 20. August 2006

hard feelings reconciled in harvest somehow...

der bienenpapa ist gerade mit bienenkindlein zu einem einstündigen sonntagsspaziergang aufgebrochen, damit ich hier in ruhe arbeiten kann.
das arbeiten fällt schwer; ich denke nur noch an morgen, an den beginn der krippenzeit. wie wird das alles sein? wird sich mein kind gut eingewöhnen (können)?
wenn ich mich ganz intensiv dazu befrage, dann weiß ich, dass ein unbehagen da ist, eine sorge, ein großer zweifel. und ich weiß auch, dass dies nicht in der tatsache, DASS mein kind in die krippe geht, begründet ist. sondern eher in dem WIE und den vielen fragen, die bleiben:
werden sie dort genauso gut auf ihn aufpassen wie ich hier zuhause? werden sie auf die vielen wespen achten, die gerade unterwegs sind? werden sie ihn beim essen beobachten und genauso schnell wie ich reagieren, wenn er mal wieder schlingt und sich dabei verschluckt? werden sie ihm den wunden popo genauso sorgsam eincremen wie ich? werden sie acht geben, wenn er versucht aus dem hochstuhl rauszuklettern?
es fällt schwer zu sagen: wir werden sehen. es fällt schwer, gelassen zu bleiben - etwas, dass ich eigentlich immer gut konnte. ich ahne, dass ICH in den nächsten wochen auch viel trost und ermunterung und zuspruch brauchen werde.

*die bienenmama versucht sich mal in ironie:*
es bleibt spannend. schalten sie also auch morgen wieder ein, wenn es heißt: die heißen tränen der krippenkindmama, früher genannt die bienenkönigin. drama am frühen morgen.

zitat des tages (mit dank an m.):
"Gotta have your hands in the dirt to stay on course
And whatever you've done, get's purged in the plough
Hard feelings reconciled in harvest somehow."
(Alana Levandoski, Prairie Sun)

Donnerstag, 17. August 2006

das durchschlafkind: doch kein mythos

der letzte comment von frau klabauter (deren bemühungen um das alleine-einschlafen des kindes ich mit interesse verfolge) soll mal veranlassung zum outen sein. ja, ich möchte mich outen, genauer mein kindlein:
es gibt sie nämlich wirklich, die famosen durchschlaf-kinder, die mit 3 monaten zum ersten mal 12 stunden durchschlafen und das auch so beibehalten (zumindest bis jetzt - ein gutes jahr später), zudem noch ein gepflegtes mittagsschläfchen halten von ca. 2 stunden (es dürfen aber auch mal 3 sein, da sind wir nicht so). deren gesichtchen sich aufhellt, wenn man sagt: "jetzt wird aber heia gemacht". kinder, die strahlen, wenn man sie in den schlafsack packt.
ja, es gibt diese kinder wirklich. mein bienenkindlein gehört - schön für mich - dazu.

auf die frage, was ich denn dafür gemacht habe, muss ich aber leider sagen: nix. das hat das kindlein ganz allein gemacht.
und beim nächsten kind wird sowieso alles anders.
*vermutet die bienenkönigin und wünscht allen eltern und kindern einen guten schlaf und süße träume*

Dienstag, 15. August 2006

abendliche kind- und elternquälerei

das abendessen mit dem bienenkind, das im übrigen immer ein guter esser war (kein wunder: 92 cm und 14 kg - irgendwo muss es ja bleiben...), gestaltet sich zunehmend zur elternquälerei und geduldsprobe, was heute mal den bienenpapa zur spontanen äußerung "och, ich habe keine lust mehr!" veranlasste.
die liebevoll kindermund-maßgeschneiderten stullen-stückchen werden zu türmchen aufeinander geschichtet, hinunter geworfen, oder das kindlein probiert es mit pflaumenmus-oder-teewurst-body-painting. dann quengeln. das kindlein zeigt auf alles mögliche, das es haben möchte, aber nicht kriegen darf: salzstreuer, kaffeedose, handy. manchmal gelingt kurzfristiges ablenken mit schlüsselbund oder werbeprospekt - dann kann man schnell, quasi vom kindlein unbemerkt, zwei, drei stullenhäppchen ins kleine mündchen schieben. dann wieder quengeln. möhren werden gekocht, irgendwas muss das kind ja im bauch haben vor dem langen nachtschlaf. von den möhren werden fünf oder sechs mini-stückchen gegessen, dann wird der teller weggeschoben. "möchtest du nicht noch ein bisschen lecker möhre essen?": energisches kopfschütteln. der blick des kindes sagt: "wie könnt ihr es wagen, mir so einen fraß anzubieten!" banane wird gebracht, banane geht immer. das kindlein stopft sich eine halbe banane rein ("hey, abbeißen, hörst du, a-b-b-e-i-ß-e-n hab ich gesagt!") und würgt das letzte stück wieder heraus. da liegt es nun, inmitten der stullenhäppchen- und möhrchen-leichen auf dem boden. quengeln. gut, dann vielleicht noch brotrinde, die wird manchmal auch gern genommen. "hier, guck mal, brotrinde, hmmm...": kopfschütteln. im gleichen moment greifen die kleinen patschehändchen aber danach. das kind beißt ab und kaut, dann wird der rest mit schwung hinuntergeworfen. quengeln. "hier, iss doch noch was!": kopfschütteln. "bist du müde?": "ahm" (= heißt soviel wie "ja"). "soll die mami dich ins bett bringen?": "aaahm!"

mein gott, was sind eltern schwer von begriff.

Montag, 14. August 2006

wie entwickelt sich mein kind, teil 128: laufen lernen mit papoutsis


seit ein paar tagen ist das bienenkindlein stolzer besitzer und träger eines paares papoutsi-schuhe, die ich hier mal ausdrücklich anpreisen und weiterempfehlen will. wer verhindern will, dass sich das eigene kind in den handelsüblichen kinderfußplattmachern und -einzwängern namens 'kinderschuhe' die füßchen völlig deformieren lässt, der sollte beherzt zu papoutsis greifen. darüber hinaus sind die schuhchen mit knapp 25 euro ziemlich kostengünstig.


ansonsten übt das kindlein fleißig das freie gehen, was allerdings meistens nach zwei bis drei schritten misslingt. ab und an werden auch abstände, z.b. zwischen couchtisch und stuhl, falsch einkalkuliert. die folge: unzählige kleine blaue flecken auf dem hübschen kindergesichtchen und auf den ebenso hübschen knubbelknien.
aber er übt unverdrossen weiter, schnappt sich bei nächster gelegenheit wieder einen stuhl und bewegt sich stuhlschiebenderweise durch die ganze wohnung.
die anschaffung eines schiebewagens o.ä. wurde kurzfristig erwogen und wieder verworfen, da wir in dem festen glauben sind, es könne jeden tag soweit sein mit dem freien laufen. das denken wir jetzt schon ein paar wochen.
nunja.

sowohl für uns als auch für außenstehende recht befremdlich und bizarr ist der derzeitige drang des kindleins, weit auszuholen - und sich dann mit den handflächen ins gesicht zu schlagen. mit schmackes. ebenfalls sehr beliebt: an der terrassentür stehen und "kopf gegen glasscheibe: wer gibt eher nach?" zu spielen.
soll ich mir jetzt sorgen machen?
ist ja schön, dass er derzeit seinen eigenen körper entdeckt. aber SO?

liebes jugendamt. wir waren's nicht, ehrlich. hat er ganz allein gemacht.
(glaubt einem doch keine s**.)

Freitag, 11. August 2006

elternstöckchen

habe jetzt erst bemerkt, dass mir ein stöckchen zugeworfen wurde, und bevor es versandet, will ich es mal auffangen. gehört sich ja so.

1. War der Nachwuchs geplant?
kann man kinder planen?

2. Wie hätte er/sie gehießen, wenn er/sie das jeweilige andere Geschlecht geworden wäre?
wird nicht verraten; der name könnte ja noch gebraucht werden.

3. Was war der erste Gedanke, als du erfahren hast, dass du Nachwuchs bekommst?
ich kann nicht zur leipziger buchmesse fahren.

4. Was machte dir am meisten Kummer vor der Geburt deines ersten Kindes?
ich hatte keinen kummer.

5. War der Kummer dann begründet?
--

6. Willst du noch mehr Kinder? Wieviele?
eigentlich ja. eigentlich eins. ABER: siehe 1.

7. Dein ultimativer Tipp an alle (werdenden) Eltern?
sich nicht verrückt machen (lassen).

8. Wie sind deine nächsten Zukunftspläne?
mit kind kann man nichts mehr planen. weder das nächste kind noch die eigene zukunft. aber ich hangele mich meistens frohen mutes von woche zu woche. nächstes wichtiges datum: ab 21.8. fängt die eingewöhnungszeit in der krippe an.

9. Wer bekommt das Stöckchen von dir?
puh… wer will, wer will, wer hat noch nicht?

+10. (zusätzliche Frage vom Feuervogel) Hast du so etwas wie “eherne Grundsätze” die du an dein Kind weitergeben willst?
1. sei freundlich. 2. sei höflich. 3. sei trotzdem du selbst.

Donnerstag, 10. August 2006

prost

der schwiegermütterliche besuch ist wieder abgereist. zeit zur erholung bleibt aber nicht, denn ich muss arbeiten, arbeiten, arbeiten.
mir fiel heute abend wiederholt auf - beim zubettbringen und indenschlafsingen des bienenkindleins -, wie traurig-depressiv oder gewalttätig eigentlich der gesamte volkslied- und kinderliedschatz ist: "die mädchen in der welt sind falscher als das geld" - "schießt in dich das schrot, dass dich färbt die rote tinte, und dann bist du tot" - "ich möcht am liebsten sterben, dann wärs auf einmal still" - "morgen früh, wenn gott will, wirst du wieder geweckt" - "bis dass der jäger - jäger kam und schoss sie nieder" - "als einer dunklen kammer, wo ihr des tages jammer verschließen und vergessen sollt" - "aber dein scheiden macht, dass mir das herze lacht" - "half ihm doch kein weh und ach, musst es eben leiden" - "ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin" - und das "feinsliebchen" schaut natürlich auch nicht rein; der vogel muss allein weiterfliegen, "weil ich hierbleiben muss"; "laurentia" verschiebt ihre ankunft tag für tag und wird sich wohl gar nicht mehr blicken lassen; "sie hat die treu gebrochen"...
jetzt mal eben alles aus dem gedächtnis gekramt, in lockerer reihenfolge. natürlich singe ich die lieder alle dem bienenkindlein vor, da kenne ich nix, wird mir ja sonst zu verzärtelt, das kind.
wenn gewünscht, schreib ich natürlich noch die liedertitel auf.
aber nicht jetzt.
jetzt wird wirklich gearbeitet.
bis ich manisch-depressiv werde oder tot umfalle.
alternativ kann man aber auch mit dem trinken anfangen.

Samstag, 5. August 2006

wieder mal ein großer schritt

es ist vollbracht: nach fünf schweißtreibenden tagen mit ausräumen, umräumen, einräumen, malern, möbel lasieren, etc., ist unser bienenkindlein aus dem elterlichen schlafzimmer ausgezogen und hat nun sein eigenes zimmer - und schläft darin ganz wunderbar und tief und fest.
das ist ein bisschen wie napoleonischer befreiungskrieg: man gewinnt schritt für schritt alte freiheiten wieder (abends im bett lesen!) und erobert sich das eigene terrain zurück.
wie habe ich das vermisst: sich mit kopfkissen und bettdecke einmuckeln und lesen. solange bis einem die augen zufallen. morgens bin ich dagegen nun schon vor dem bienenkind wach und lausche, ob im benachbarten kinderzimmer schon jemand vor sich hinplappert...

p.s.: kann mir mal jemand schlüssig erklären, warum teewurst-, butter-, frischkäse- oder pflaumenmusbrote immer, ich betone: immer, mit dem aufstrich nach unten auf den boden fallen? und wieso kann ein kind so viel freude daran entwickeln, den oben genannten dingen beim hinunterfallen zuzusehen?

Mittwoch, 2. August 2006

unversaut

gemäß der maxime "man sollte immer einen guten film im haus haben" schauten wir gestern adaptation - ein großartiger film.
und mehr noch als die gute idee, die gute umsetzung, die guten schauspieler, die großen gesten und die großen sätze über das leben, bewegte mich EIN moment, ein einziger moment:
meryl streep hält ihren sterbenden/toten drogendealer-liebhaber-entführemichineineanderewelt-freund im arm und heult:
"ich will mein leben zurück. ich will es zurück.
ich will es zurück haben bevor alles versaut wurde.
ich will wieder ein baby sein.
ich will wieder neu sein.
ich will wieder neu sein."

da drängen sich große fragen auf, und es mag einen schier von den beinen reißen, wenn man sich da plötzlich wieder mit aller macht und schlagenden gewalt der verantwortung, der riesigen monströsen verantwortung bewusst wird, die man trägt, indem man dieses kleine menschlein im arm hält, das jetzt noch baby ist, das jetzt noch neu ist, ganz unversaut, ganz ohne arg, ganz unverdorben.
Lilypie Fünfter Ticker