Donnerstag, 17. Januar 2008

"wieder daaaa!!"

hatte heute meinen ersten normalen tag, einen wirklich ganz normalen arbeitstag, nach drei tagen noro-virus (und anschließender genesungsphase) beim bienenkindlein mit durchfall, erbrechen, fieber und all den feinen dingen, die dazu gehören (nachts um zwei uhr die waschmaschine befüllen und wenig schlaf, nur als beispiel, andere leidgeprüfte eltern werden wissen, wovon ich rede); und nun habe ich heute morgen wieder mal mit erwachsenen kommuniziert und nicht mit einem rekonvaleszenten, aufmüpfigen, manchmal beinahe dreisten, aber auch so spiele-, kuschel- und pflegebedürftigen dreijährigen kind.
und als wollte das kindlein mir zeigen, dass alles wieder in bester ordnung ist, durfte ich es heute mit zwei schrammen und einem beulchen am kopf wieder mit nach hause nehmen.
"was ist denn da passiert?" "ge-toßen!!" "tat es weh?" "bisschen!" "hast du geweint?" "nein!!" (also, wie kommt mama denn auf so was...)
und auch logisch denken kann das kind wieder:
(abends, beim bilderbuch-anschauen) "mama, guck, da eis kaufen" (sagt das bienenkindlein und zeigt auf die eisdiele im bilderbuch). "ja, aber eis kann man nur im sommer kaufen, wenn es warm ist." das bienenkindlein legt den kopf schief, überlegt, dann hellt sich das gesichtchen auf und es zeigt mit dem finger: "mama, hier auch warm!" (da muss man ihm ja recht geben, im wohnzimmer ist es nun mal warm). ich: "ja, ähm, äh, ich meine, wenn es draußen warm ist, dann geht man eis essen." (puh, vorerst gerettet)
derzeitige lieblingswörter des bienenkindleins sind: "dolle" ("dolle festhalten", "dolle helfen", "dolle aufpassen" etc.); "dunkel" (vermutlich außerordentlich faszinierend: "ist noch nicht dunkel", "ist schon dunkel!(=abends)", "noch dunkel?"(=morgens), "gaanz dunkel!"(=tiefschwarz)); "halloooo!" rufen, wegrennen, wieder angelaufen kommen und "wieder daa-aaa!!!" schreien - zum wegschmeißen...

Mittwoch, 9. Januar 2008

ambivalenz

das bienenkindlein hat mich heute wieder einmal darauf aufmerksam gemacht, dass auch kinder es sehr, sehr schwer haben bzw. es ihren eltern sehr, sehr schwer machen können.

meinem herzen tut es im moment alles andere als gut, wenn mein kindlein morgens verpennt im bett sitzt und sachen sagt wie: "[bienenkindlein] zu mama-papa-bett gehen!" (weil er am wochenende immer zu uns ins bett zum kuscheln kommt), "mama nich arbeiten gehen!", "[bienenkindlein] bei mama bleiben!", und dabei guckt er mich mit seinen großen braunen augen ganz verzweifelt an ... das danach folgende aufstehen und für-den-tag-fertig-machen wird manchmal zu einem einzigen machtkampf: "mama nich [bienenkindlein] ausziehen! [bienenkindlein] alleine machen!" (worauf er aber NICHTS macht und sich einfach auf den boden setzt). stellt man ihn dann vor die alternative: "also du ziehst dich jetzt aus oder mama macht das", wird losgeheult und die komplettverweigerung geprobt. ich bekomme aber kein 16-kilo-kind, das nicht will, ausgezogen [ohne gewalt anzuwenden]. also heißt es wieder: kuscheln, besänftigen, trösten, gut zureden [und den ärger, der tief in einem drin steckt, so gut es geht ignorieren].
achja.
aber es ist gut, sich um den mäusespatz zu kümmern, sehr gut sogar. alles, was mich im moment auf andere gedanken bringt - und sei es die frage, wie ich mein kind am besten erziehe - ist gut.
und spätestens wenn das bienenkindlein abends zum kuscheln auf die couch kommt, ist das mama-sein einfach nur glück, pures glück.

Dienstag, 8. Januar 2008

nicht traurig sein

es ist schön, dass ihr mich vermisst.

mein großvater ist gestorben, und ich bin immer noch ungläubig, ein bisschen betäubt, ein bisschen ratlos, weil der schmerz sich in grenzen halten müsste, weil ich doch weiß, dass das sterben eine erlösung war nach einem so langen, schmerz- und verlustreichen leben.
es ist jetzt alles gut.
und trotzdem ist die trauer so groß, vielleicht auch, weil jetzt die letzten bande zur kindheit gekappt sind, weil es definitiv kein zurück mehr gibt in die großelterliche wohnung mit ihrem geruch, in mein kinderzimmer mit dem klavier, an dem er mir alles beibrachte, was er konnte und mich damit manchmal zur verweiflung trieb, an dem er mir viele geschichten erzählte und manche geschichten nie.
ich werde ihn sehr vermissen, meinen lieben großvater, geboren 1916 in polen, der es nie leicht hatte, der so lange gelebt hat und sich zuletzt oft fragte, warum, der alle überlebt hat, seine eltern, seine geschwister, seine erste frau und seine tochter - ein schmerz, der einen, wie ich heute weiß, in den wahnsinn treiben muss.
tröstlich der gedanke, dass er jetzt bei ihnen ist.

mein guter vorsatz fürs neue jahr: "nicht traurig sein, kindchen."
Lilypie Fünfter Ticker