Freitag, 10. November 2006

spiel mir das lied vom tod

heute, beim harken des laubes im vorgarten (derzeitige top-beschäftigung, hab ja auch sonst nix zu tun), ist mir ein toter vogel vor die füße gepurzelt. nach einer kurzen ekel-sekunde beugte ich mich hinunter zu dem armen geschöpf und hielt ein wenig andacht. die sonne schien mir in den nacken, als ich schließlich ein kleines grab aushob, den vogel von meiner schaufel hineinplumpsen ließ, erde draufschüttete und dann, nach kurzem stillen gebet, den vogel in frieden ruhen ließ.
aber das sollte es nicht gewesen sein.
lieber gott, musste das sein...?
als ich - nach beendigung meiner gärtnerischen aktivitäten - wieder zur terrasse zurückging, lag da wieder ein toter vogel.
dachte ich jedenfalls.
das schlimme war, dass der tote vogel gar nicht tot war.
plötzlich zappelte er ein bisschen, fiepte dabei ganz fürchterlich, mit seltsam verdrehten kopf und die beinchen gen himmel verkrümmt, um danach wieder in starre zu verfallen.
was tun? ich stand da, unschlüssig, den tränen nahe, hatte mitleid und war doch unfähig zu handeln. erschlagen? ertränken? lebendig begraben? kann ich alles nicht, dachte ich, und doch muss ich jetzt diesen vogel vom leben zum tode befördern, wenn ich ihn nicht noch endlos leiden lassen will. schrecklich.
nach einigen minuten (gefühlten stunden), holte ich meinen spaten und näherte mich dem armen geschöpf. just in diesem augenblick wollte er sich wieder auf seine beinchen stellen, die sofort wegknickten, der kopf war immer noch seltsam verdreht, das fiepen unerträglich, und er fiel wieder auf den rücken.
ich atmete tief durch, lud das vögelchen (es war eine meise) auf meinen spaten, ging mit ihm in die hinterste ecke des gartens und grub auch dort ein grab, legte es ab, bedeckte es mit laub, und... schlug es tot.
jetzt fühle ich mich wie eine mörderin, die lebenslänglich wegen besonderer schwere der schuld kriegen sollte. und das, obwohl ich weiß, dass es richtig war. aber hier schlägt mal wieder wie so oft die emotionalität der rationalität ein schnippchen.
und schließlich, dachte ich, möchte man ja selbst auch, dass, wenn es mit einem einmal weniger schön zu ende geht, jemand den mut hat, den spaten zu nehmen und zuzuschlagen. im übertragenen sinne natürlich.
naja, wozu hat man kinder.
*sagt die bienenkönigin und gönnt sich zum schluss ein bisschen sarkasmus*
gute nacht!

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

alle achtung! ich hätte das nicht gekonnt, glaube ich. aber du hast ja recht, es ist besser so für das vögelchen!

Klabauter hat gesagt…

Es gab doch keine Alternative. Man kann sich schließlich nicht daneben setzen und zugucken. *schaudert*
Du bist unsere Heldin des Tages!

bienenkönigin hat gesagt…

danke, danke, danke. das tut wirklich gut. "heldin des tages" gefällt mir sehr gut. *bienenkönigin badet sich kurz und wohlig in dieser bezeichnung*
das vögelchen ist überwunden, und die strafe folgte natürlich auf dem fuße in form von kranken familienmitgliedern.
jetzt tue ich buße...

Lilypie Fünfter Ticker