Sonntag, 26. November 2006

wunder

zu später stunde ein großes "hallo, ich bin wieder unter den lebenden".
es geht wieder bergauf, und für kurze zeit kann sogar die gewissheit verblassen, dass hinter dem berg wieder ein tal kommt. aber es muss ja nicht das tiefe, tiefe tal sein, wo die zwei hasen sitzen, die das gras bis auf den rasen abfressen und die der jäger erschießt und die dann schließlich doch am leben sind.
ich schweife ab.

im übrigen soll einmal gesagt sein, dass es einfach nicht stimmt, dass das erste lebensjahr das aufregendste sei.
natürlich ist da dieser gewaltige unterschied zwischen dem neugeborenen hilflosen wesen, dass wie ein stück brot im arm liegt, und dem motorisch agilen einjährigen kind. aber das ist ja nur äußerlich.
was wir im augenblich erleben, ist ungleich aufregender, tiefgreifender, berührender, atemberaubender: wie das bienenkind jeden tag wörter mit begriffen verbindet, sich dinge einprägt, strukturen und abläufe verinnerlicht, ein wissen erwirbt, abstrahieren kann (z.b. auf die katze auf der straße zeigt und dann auf die katze im bilderbuch, die ganz anders aussieht - und dabei einen jauchzer von sich gibt).
es ist einfach nur rührend zu sehen, wie unser sohn selbst abends die waschschüssel zum tisch trägt; wie er ins taschentuch schnaubt, wenn man ihn darum bittet; wie er mit freudengebrüll selbst das lätzchen holt und den hochstuhl an den tisch schiebt, wenn man sagt, dass es essen gibt; wie er die stiefelchen holt, wenn man mit ihm hinausgehen möchte; wie er sich auf die große kuscheldecke neben uns legt; mit welcher hingabe und andacht er bilderbücher ansehen kann, derzeit immer und immer wieder; wie er geschichten lauscht, als würde er bereits alle kennen und verstehen; wie er zu musik und auch ohne musik tanzen kann; wie er am nachmittag minutenlang zum fenster hinausschauen kann in die dunkelheit und ganz versunken und verträumt wirkt; wie er betteln kann, damit man mit ihm zusammen ein bestimmtes buch zum fünfzigsten mal ansieht; wie er auf alles zeigt und "dasz da" oder "dette" oder "ditte" sagt und erwartet, dass man sagt: "das ist ...".

sicher habe ich die hälfte vergessen.
aber ist das nicht alles ein wunder? und woher kommt das? war dieses kind wirklich mal in meinem bauch? wo ist das baby geblieben?

1 Kommentar:

Feuervogel hat gesagt…

Was für ein wunderschöner Beitrag ... zum Gänsehautkriegen. Vielen lieben Dank. Du machst mich ganz erwartungsfroh. Nimmst mir ein paar Zweifel und Ängste. Danke.

Lilypie Fünfter Ticker