Freitag, 10. März 2006

liebe und freiheit

es geht nichts über einen klugen text zum tagesausklang:

"'Die Liebe ist das Kind der Freiheit.' Dieses altfranzösische Sprichwort sagt, worum es geht: Da wir in äußerer wie in innerer Unfreiheit leben, finden wir sehr schlechte Liebesbedingungen vor. Die Selbstverständlichkeit, mit der wir mehr fernsehen als Liebe machen, ist an Trostlosigkeit nicht zu übertreffen. Eine gelungene Liebe in einer mißlungenen Gesellschaft ist schwer vorstellbar.
Über die Liebe ist als nichts Liebes zu berichten. Es wäre vielleicht angemessener für unsere heutige Situation, wenn wir über Haß sprächen. Denn der Haß ist die Enttäuschungsform der Liebe. ...
Die Liebe wird oft hochgehalten und warmherzig beschrieben, um die Kälte der Gesellschaft gleichzeitig zu kompensieren wie zu verschleiern. Dabei ist Entfremdung, Kälte, Distanz und Sachlichkeit längst schon in der Liebe zu finden. ...
'Die Liebe ist das Kind der Freiheit'... Doch macht uns diese Freiheit Angst. Sich wechselseitig freilassen und auf die Bindung vertrauen? Dazu fühlen wir uns zu unsicher. Wir unterstellen lieber, Bindung sei wechselseitiger Besitz. In kurzer Zeit ersticken wir so die Liebe. Daß Freiheit nicht Unverbindlichkeit heißt, kommt vielen nicht in den Sinn. Daß sie die Bindung vertieft, klingt unglaubwürdig. Und doch wissen wir alle, daß sich Gefühle nicht zwingen lassen. Aber wie lassen sich Freiheit und Bindung vereinen?"

aus: Michael Lukas Moeller: “Die Liebe ist das Kind der Freiheit“.

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