Montag, 3. Juli 2006

3 optionen + 0 chancen

nicht, dass frau margot käßmann zu den wichtigen menschen in meinem leben gehört, deren ausführungen ich regelmäßig lauschen würde, oder gar eine freundin von mir sei (im gegenteil: ihr ständiges „ich bin christin und ein guter mensch“-gerede treibt mir oft die teufelshörnchen aus dem schädel), aber was sie im interview in der (übrigens lesenswerten) geo-ausgabe „kindheit und erziehung“ gesagt hat, trifft den nagel auf den kopf, und zwar schmerzhaft:
frau käßmann sagte sinngemäß, dass frauen hierzulande drei optionen haben, und jede dieser gewählten optionen kann nur falsch sein:
1. man bleibt kinderlos und arbeitet. dann ist man die karrierezicke. (anm. d. bienenkönigin: interessant auch, dass man(n) immer von „karriere“ redet, wo man als frau eigentlich nur „arbeit“ bzw. „job“ meint.)
2. man bekommt kinder und geht arbeiten. dann ist man die rabenmutter, die ihre kinder aufs sträflichste vernachlässigt (anm. d. b.: bemerkenswert originell ist in diesem zusammenhang die neue deutsche sprachschöpfung „fremdbetreuung“)
3. man bekommt kinder und bleibt zuhause. dann ist man das heimchen, das muttchen am herd, das sich zu fein zum arbeiten ist und vom wirklichen leben keine ahnung hat.

wann fangen wir an, diese drei optionen als gute, gleichberechtigte lebensentwürfe zu sehen??
auch stehen immer nur frauen unter diesem rechtfertigungsdruck, männer eigentlich nie.
bewirbt man sich als mutter auf eine neue stelle, lautet in der regel eine der ersten fragen beim bewerbungsgespräch: „und wie regeln Sie die kindbetreuung?“ väter würde man dergleichen nicht fragen, man geht selbstverständlich davon aus, dass der vater der ernährer und die mutter die kindesbetreuerin („heimchen“, option 3) ist. dass man sich heutzutage diese „jobs“ (s.o.) auch teilen kann, ist bei vielen (in der regel männlichen) firmenchefs, büroleitern, etc. noch nicht (im schädel, s.o.) angekommen.
frau käßmann weiter:
„auch dieser seltsame mutter-mythos stört mich: im idealfall bringt sie morgens perfekt gekleidet die kinder zur schule, leitet dann ein unternehmen, macht abends eine gute figur im kleinen schwarzen. und ist schuld, wenn die tochter eine fünf in französisch nach hause bringt.“

zu diesem post passt noch das schöne zitat von theodor gottlieb von hippel, das ich heute fand:
„frauenzimmer gehören zum menschlichen geschlecht, sind in dieser qualität in die bürgerliche gesellschaft als durchaus ohnentbehrliche glieder mit eingetreten, und müßten also mit dem männlichen geschlecht überall, wo diese natur es nicht verbaut, gleiche rechte haben.“
(1793 geschrieben. und zweihundertdreizehn jahre später immer noch keine wirklichkeit.)

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

„ich bin christin und ein guter mensch“-gerede
Bring doch dafür mal Beispiele bitte.

Lilypie Fünfter Ticker